Bacon und Giacometti in Riehen

Der Schweizer Alberto Giacometti und der Brite Francis Bacon hatten einen prägenden Einfluss auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. Jetzt stellt die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel die beiden Künstler einander gegenüber. Auf den ersten Blick fallen sofort der Unterschiede ihres Schaffens auf, doch wer sich mehr Zeit gönnt und offen an die Werke herangeht, wird bei den beiden Ausnahmekünstlern erstaunliche Gemeinsamkeiten feststellen.

Eines wird auch der Kunstfreund, der sich zumindest am Rande für die Kunst von Bacon und Giacometti interessiert schon an Wissen mitbringen: Für beide Künstler stand die menschliche Figur im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens. Beide beschäftigten sich intensiv damit und fragmentierten und deformierten den Körper auf eine fast schon schmerzhafte Weise. Auch in ihren Porträts wird dies deutlich, in denen beide in fast obsessiv Weise die menschliche Individualität herauskitzeln wollten. Dabei bezeichneten sich sowohl Bacon wie Giacometti als „Realisten“, auch wenn sie die menschliche Figur teils bis ins Extreme abstrahierten.

Beide waren nicht gerade Ordnungsfanatiker und werkelten in ihren sehr kleinen und überfüllten Ateliers meist inmitten einer zumindest für Außenstehenden chaotischen Unordnung. Für die interessante Ausstellung haben sich die Machen deshalb die Mühe gemacht, die als Zentren ihres Schaffens als multimediale Projektionen in Originalgrösse zu realisieren, um so das direkte Arbeitsumfeld der Künstler erfahrbar zu machen. Ausgestellt werden in Riehen 100 Gemälde und Skulpturen, die als Leihgaben aus bedeutenden europäischen und amerikanischen Museen oder aus Privatsammlungen kamen. Dabei arbeitete die Fondation Beyeler eng mit der Pariser Fondation Giacometti zusammen, die aus dem von ihr verwalteten Nachlass die meisten der in der Ausstellung präsentierten Werke Giacomettis zur Verfügung stellte. Einige davon wurden noch nie oder nur sehr selten zuvor der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. September zu sehen. Neben dem hilfreichen Audioguide hat Hatje Cantz einen umfangreichen 204 Seiten starken Katalog veröffentlicht.

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(c) Magazin Frankfurt, 2020