Mahler, Sinfonie Nr. 1, Yannick Nézet-Séguin

Seit der Ära seines ehemaligen Chefdirigenten Rafael Kubelík, der die Mahler­Tradition des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Anfang der 1960er­Jahre begründete, gehört die Musik dieses Komponisten, der an der Schwelle zur Moderne stand, zum festen Repertoirebestandteil des Klangkörpers. Neben den Chefdirigenten treten immer wieder auch Gäste mit Musik von Mahler ans Pult des Symphonieorchesters, darunter Yannick Nézet-Séguin, der erst jüngst vom ECHO Klassik zum Dirigenten des Jahres gekürt wurde und sein Debüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks 2011 begangen hatte. Der Kanadier kann auf eine kometenhafte Dirigentenlaufbahn zurückblicken. Seit 2000 ist er Chefdirigent des in seiner Geburtsstadt Montreal beheimateten Orchestre Métropolitain. In den letzten Jahren debütierte er bei Weltorchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern sowie bei den Salzburger Festspielen und trat Chefpositionen beim Rotterdamer Philharmonischen Orchester und beim Philadelphia Orchestra an.

Eigentlich ist schon in der Ersten Symphonie alles das, was ihn später charakterisieren wird; hier schon klingt seine Lebensmelodie an, die er zur höchsten Entfaltung bringt: Die Hingabe an die Natur und Todesgedanken“, so urteilte Komponistenkollege Schönberg über den Symphoniker Gustav Mahler. Diese „Lebensmelodie“ fand Mahler jedoch schon vor seinem symphonischen Erstling, nämlich in den „Liedern eines fahrenden Gesellen“, die er zum Teil in seiner Ersten Symphonie wiederverwendete – ein Werk, das bei seiner Uraufführung 1889 in Budapest zunächst nicht den erhofften Erfolg erzielte. Bei weiteren Aufführungen fügte Mahler ihm deshalb programmatische Erklärungen und den Titel „Titan“ hinzu. Seinen Siegeszug in die Konzertsäle der Welt trat die Symphonie schließlich ohne Titel, Programm und unter Verzicht auf einen „Bluminenkapitel“ betitelten Teil als viersätziges Werk an.

bei Amazon.de bestellen

(c) Magazin Frankfurt, 2024