Glaubrecht, Das Ende der Evolution

Rings um uns herum ist der Klimawandel - endlich - in aller Munde. An der jungen schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg erhitzen sich sogar die Gemüter. Für manche ist sie der weibliche Messias, für andere ein Hassobjekt. Doch so alarmierende Ausmaße der Klimawandel auch angenommen hat – er ist nur Nebenschauplatz angesichts der apokalyptischen Reiter, die in einem Akt der Verwüstung gegenwärtig über die Erde ziehen: Bevölkerungsexplosion, Ressourcenverknappung, Umweltzerstörung und Artensterben.

In seiner ebenso umfassenden wie beklemmenden Analyse sieht der renommierte Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht mit dem sich abzeichnenden Massenexitus, dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier, eine weltweite biologische Tragödie auf uns zukommen. Der Mensch ist heute so zum größten Raubtier und zum entscheidenden Evolutionsfaktor mutiert, der die Existenz aller Lebewesen – auch seine eigene – gefährdet.

Matthias Glaubrecht ist sich sicher, dass selbst wenn wir den Klimawandel stoppen, unser Leben in großer Gefahr ist. In SciFi-Filmen sehen wir immer, wie das Ende der Welt aussehen könnte - staubige Weiten ohne jedes Leben. Zwar sieht es Glaubrecht ganz so schlimm, denkt aber, dass sich in absehbarer Zukunft unser Leben dramatisch verändert. Ob das Ende der Evolution, das spätestens ab Mitte des 21. Jahrhunderts ein realistisches Szenario zu werden droht, noch aufzuhalten sein wird, darüber wird allein unser Tun in den unmittelbar vor uns liegenden Jahrzehnten entscheiden.

Glaubrecht sieht das Ende aller anderen Lebewesen bevor, mit denen wir die Erde in den letzten Jahrmillionen geteilt haben. Auch ein Großteil der Menschheit wird wohl auf der Strecke bleiben. „Die Entwicklung ist viel weiter, als befürchtet – und Jahrzehnte ignoriert wurde" sagt der Evolutionsbiologe mit Blick auf die Biomasse der Insekten, die sich in den letzten 30 bis 40 Jahren um 75 Prozent verringert hat. 300 Millionen Ackervögel sind in dieser Zeit verschwunden. Dieser Schwund trifft alle Regionen, von den Regenwäldern zu den Ozeanen gehen Heerscharen von Tieren in ihren Beständen zurück. Wir lassen ihnen keinen Raum mehr und nutzen allen Raum und alle Ressourcen eigennützig nur für uns selbst. Aufhalten lässt sich diese Entwicklung wohl nicht, zumal Leugner des Klimawandels wie Gauland, Trump und Bolsonaro gerade Konjunktur haben, die den größten Teil dummen und denkfaulen Menschen, die sie regieren tröstliche Aussichten vorgaukeln können, bevor später einmal alles den Orkus heruntergeht.

Glaubrecht ist sicher, dass selbst wenn es gelänge den CO2-Ausstoß zu reduzieren, uns das Artensterben erhalten bliebe. Auch lange nachdem wir alle Probleme beim Klimawandel längst in den Griff bekommen hätten.

Als wahres Problem beschreibt Glaubrecht das Bevölkerungswachstum. Vor allem das unbändig wachsende Afrika und Afghanistan, das uns gerade mit Abermillionen seiner Bewohner zu überschwemmen droht, ist eine Gefahr für die Zukunft, die wir dringend in den Griff bekommen müssen. Zur Eindämmung sei es nötig, afrikanische Frauen mit Bildung, Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung zu versorgen, sagt auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Frauen müssten selbst bestimmen können, wie viele Kinder sie bekämen. Derzeit liegt dort die durchschnittliche Geburtenrate bei 4,4 Kindern pro Frau. Leider führt die sinkende Kindersterblichkeit nicht zu einer Abnahme dieser Quote. Oft sind es ungebildete Menschen, die in extremer Armut leben, denn während deren Rate in anderen Weltregionen in den letzten Jahren sank, steigt sie in Afrika weiter an. Kinderzahlen gehen zurück, wenn Bildung, Gesundheit und Arbeitsplätze steigen, sagt eine Studie.

Leider ist dies erstaunlicherweise völlig aus unserem Bewusstsein und den Medien verschwunden, wenn nicht gerade wieder ein Rettungsschiff um Aufnahme in einem der europäischen Häfen bittet. Laut wissenschaftlichen Prognosen dürfte es bis Mitte des Jahrhunderts um eine Zunahme der Weltbevölkerung von rund 25 Prozent auf zehn Milliarden Menschen kommen. Erst 50 Jahre später sei eine Verlangsamung dieses Wachstums wahrscheinlich. Bis dahin ist aber die Krise so vehement, dass wir uns wahrscheinlich Gedanken darüber machen müssen, wer ein Recht auf Leben hat und wer nicht. Glaubrecht sieht das so: „Es hilft uns nichts, wenn wir wissen, irgendwann flacht die Kurve von alleine ab, wenn wir nicht anfangen, über dieses Problem zu reden.“

Matthias Glaubrecht, Das Ende der Evolution - Der Mensch und die Vernichtung der Arten, C. Bertelsmann, Hardcover, 1072 Seiten, ISBN 978-3570102411, 38 Euro

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