Sibelius, Belsazars Fest

Wahrend der geliebte Valse triste und die Kraniichszene aus Kuolema bekannte Klänge des großen finnischen Komponisten sind, dessen Geburt sich in diesem Jahr zu 150. mal jährt, sind andere Stücke unverdienterweise recht unbekannt. Für die Musik zum Stück Belsazars Fest bediente sich Sibelius vierer orientlischer Motive. Die Tondichtungen Pan und Echo und Nächtliche Fahrt und Sonnenaufgang hingegen rufen die Welt der alten Mythen und einer nächtlichen Reise zum Sonnenaufgang hervor. Ein Walzer steht im Zentrum der Impression The Dryad, während Kastanetten die leichtherzge Stimmung des Tanz-Intermezzos, Op. 45 No. 2 erhellen. 1906 schrieb Jean Sibelius die Musik zu Hjalmar Procopés Schauspiel "Belsazars Gastmahl". Sie ging als Op. 51 in sein Werk ein und zeigt einen Sibelius, wie wir ihn nicht unbedingt sofort vor Augen haben, wenn sein Name fält: Exotisch und morgenländisch klingt diese Musik und so gar nicht nach den weiten Wäldern und Tausend Seen Finnlands. Während die Belsazar-Suite übrigens relativ häufig eingespielt wurde, ist die hier zu hörende vollständige Schauspielmusik in mancher Hinsicht eine diskographische Rarität. Es ist ein Glück für alle Sibelius-Freunde, einen so versierten Dirigenten wie Leif Segerstam an Bord zu haben, der diese Musik mit unverhohlener Lust an der Sinnlichkeit und am orchestralen Prunk, den diese Musik geradezu heraufbeschwört, interpretiert. Weitere Sibelius-Raritäten wie etwa seine frühe Ouvertüre in E, seine wunderschöne "Scène de ballet" oder das zauberhafte "Cortège" machen diese zweite Produktion in der laufenden sechsteiligen Reihe mit weitgehend unbekannten Sibelius-Werken zu einem Schmuckstück jeder ernstzunehmenden Sibelius-Kollektion.

(c) Magazin Frankfurt, 2024