Schwinn, Rettet den Boden!

Die Böden unter unseren Füßen sind unsere Lebensgrundlage. Wir leben auf und von ihnen. Man bezeichnet damit nicht nur Erde oder Gestein, sondern ein sehr komplexes Gemenge aus Lebewesen, organischer Materie und anorganischen Mineralien. Am wichtigsten sind aber die im Boden lebenden Organismen, das Edaphon, das die Entstehung überhaupt erst ermöglicht, da es Organisches zersetzt und ausscheiden. Rund ein Viertel des Bodens sind Luft und Wasser, die als Porenraum für den Gas- und Wasseraustausch dienen und deshalb für das Bodenleben wichtig sind. Als kein verwittertes Gestein, sondern ein System mineralischer und biologischer Komponenten, das komplexer und vielfältiger kaum sein könnte. Seine Fruchtbarkeit hängt von der Zusammensetzung, der Struktur und dem Wasserhaushalt ab. Äußere Eingriffe können den Boden, wie die anderen Ökosysteme schwer schädigen und wenn er erst einmal zerstört ist, ist es schwer ihn zurückzugewinnen.

Ein Millimeter fruchtbarer Boden kann dreihundert Jahre zum Aufbau benötigen. Waren die Landwirte vor der Industrialisierung noch darauf angewiesen, Humus aufzubauen, um die Böden lebendig zu erhalten, nutzt die moderne Landwirtschaftsindustrie den Boden nur noch als bloßes Substrat, in das die Überproduktion von Exkrementen der industriellen Fleischfabrikation als Dünger eingebracht wird und die über Jahrtausende gewachsenen Humusböden binnen weniger Jahre zerstört. Die Gesundheit der Böden und der Menschen, die seine Früchte täglich essen, ist dabei vollkommen aus dem Blick geraten. Dabei könnte man mit dem Aufbau von nur vier Promille mehr Humus im Jahr auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen den Kohlendioxid-Ausstoß im Boden binden. Auf der Pariser Klimaschutzkonferenz hatte dies der Gastgeber 2016 vorgeschlagen – und wurde ignoriert.

Der 65-jährige Florian Schwinn arbeitet als Journalist im Bereich Politik und Wissenschaft, hat für Print und Hörfunk gearbeitet, Radiofeature produziert und moderiert beim Hessischen Rundfunk die Radiosendung »Der Tag«. Seit vielen Jahren sind für ihn Umweltthemen nicht nur ein berufliches, sondern auch ein Herzensanliegen und er kümmert sich um die Ausbeutung und den Schutz der natürlichen Ressourcen und unser zwiespältiges Verhältnis zu den »anderen« Tieren. Deshalb fordert er von der Politik dringend, eine sofortige Humuswende zur Rettung der Böden einzuleiten. Denn in der Klimadebatte kommt der Boden zu kurz. Wenn die Böden erst einmal abgetötet sind, brauchen wir nicht mehr umzudenken – dann verliert auch die biologische Landwirtschaft der Zukunft den Boden unter den Füßen. Ob er mit seinem Anliegen bei unserer industrienahen Bundeslandwirtschaftsministerin ein offenes Ohr findet, darf bezweifelt werden, obwohl das ihr unterstellte Thünen-Institut in einer Untersuchung des 4-Promille-Vorschlags zu einem positiven Urteil kommt. Eher lässt sich so etwas vielleicht durch einen Politikwechsel erreichen, wenn die jetzt regierenden Lobbyvertreter durch eine neue Politik ausgetauscht wird. Schwinn zeigt, dass nicht alle über 60-Jährigen unter geistiger Verkalkung leiden und gerne bereit sind mit der Mehrheit der jüngeren Bevölkerung, die durch die heutige Politik der Konzerne ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen, für einen grundlegenden Politikwechsel zu stimmen.

Florian Schwinn, Rettet den Boden! - Warum wir um das Leben unter unseren Füßen kämpfen müssen, Westend Verlag, Hardcover, ISBN 978-3864892424, Euro

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(c) Magazin Frankfurt, 2024