Röper, Das hätten wir nicht erwartet

Kennen Sie das Rosenhang-Museum? Wenn nicht, dann geht es Ihnen wie vermutlich den meisten unserer Leser, denn das Museum für zeitgenössische Kunst im mittelhessischen Weilburg an der Lahn ist gerade einmal viereinhalb Jahre alt. Der Tradition verbundene Besucher lockt besonders das idyllische Zentrum des von einer Lahnschleife umgebenen 13.000-Einwohner-Luftkurortes zwischen Taunus und Westerwald, Nach wie vor demonstriert das Schloss die einstige Bedeutung als jahrhundertelange Residenz des Hauses Nassau, doch politisch endete diese nach der Annexion durch die Preußen im Jahr 1866.

Gegründet wurde das Museum von den Sammlerpaar Antje Helbig und Joachim Legner. Die Unternehmerfamilie ist erst wenige Jahre zuvor richtig intensiv auf die zeitgenössische Kunst gestoßen, auf einer Kreuzfahrt mit der Aida, die wie einige andere große Kreuzfahrtunternehmen ganz gezielt mit eigener Kunst an Bord und dem Angebot an Galeristen zur Präsentation auch in eigenen Galerien an Bord, die Beschäftigung mit der Kunst fördern und sich natürlich daraus einen profitablen Zusatznutzen ihres Angebots erwarten. Doch schon ihre Eltern waren in der Kunstszene unterwegs und so haben die beiden aus dem Brauwesen kommenden Unternehmenserben in den 50ern sich selbst mich immer mehr mit Kunst beschäftigt und dabei viele neue Leute kennengelernt. Man merkt ihnen den Faible für farbenfrohe Kunst an, die ihr vergangene Woche verstorbener Freund Michael Schultz in seiner Berliner Galerie exzellent befriedigen konnte, wenn sie ihn dort zu Vernissagen besuchten. Schultz, der auch Vorsitzender des für die Projekte des Museums gegründeten Nassauischen Museumsvereins Weilburg war, hatte die beiden zu dem neuen Museum angestiftet, das sich über drei Etagen zuzüglich Nebengebäude des teils neugebauten historischen Brauereigebäudes der ehemaligen Brauerei erstreckt.

Die dort präsentierte Sammlung Legner/Helbig zeigt Werke in Deutschland arbeitender zeitgenössischer Künstler, wie etwa Christopher Lehmpfuhl, Cornelia Schleime, Elvira Bach, A. R. Penck, Georg Baselitz, Banksy, Gerhard Richter, Markus Lüpertz und Stephan Balkenhol.

In seinen Ausstellungen bietet das Museum jungen zeitgenössischen Künstlern ein Forum, indem es – so das erklärte Ziel - zeitgenössische Kunst in die Provinz bringt, aber gleichzeitig offen für alle Kunstliebhaber im Lande zu sein.

Da fragt man sich natürlich sofort: „Hat der hessischen Provinz gerade ein Museum für zeitgenössische Kunst gefehlt?“ Die Antwort kann nur sein „ Ja, natürlich. Es gab ja keines. Und ein solches schon gar nicht.“. So wurde die alte Industriebrache oberhalb der Lahn von einer Brauerei zum großartigen, eigenwilligen und freigeistigen Ort für zeitgenössische Kunst und Überraschungen.

In einem gerade erschienenen opulenten Bildband legt jetzt der Autor und Biograf Lars Röper dar, welche Menschen und persönlichen Lebenswege sich hinter dem Museum der Überraschungen im Niemandsland verbergen, zeichnet die Entstehungsgeschichte nach und macht deutlich, welche Bereicherung es für die Region darstellt.

Lars Röper, Das hätten wir nicht erwartet. Die Geschichte des Rosenhang Museums, seiner Gründer und jede Menge Überraschungen, Kerber Verlag, Hardcover, 192 Seiten, ISBN 978-3735608147, 32 Euro

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