Richenthal, Augenzeuge des Konstanzer Konzils

Vier Jahre lang tagte 1414 bis 1418 das Konzil von Konstanz in der beschaulichen Stadt am Bodensee. Hier verhandelte die geistliche und weltliche Prominenz Europas die Probleme der spätmittelalterlichen Kirche. Es war die größte politische Zusammenkunft des Mittelalters, eine einzigartige Veranstaltung, zu der zeitweise bis zu 70.000 Gäste in Konstanz gewesen sein sollen. Das machte sich natürlich auch im Leben der Konstanzer Bürger bemerkbar. Anschaulich und detailliert hält der Augenzeuge Ulrich Richental die Geschehnisse im Großen wie im Kleinen fest. Er war sozusagen der erste Klatsch- und Lokalreporter der Geschichte und bietet Einblicke in das Treiben einer spätmittelalterlichen Stadt vor dem Hintergrund der politisch-religiösen Mächtespiele.

Anlässlich des 600-jährigen Jubiläums erscheint die Chronik des Ulrich Richental zum ersten Mal in heutiges Deutsch übersetzt. Der Band ermöglicht so einen direkten Zugang zu einem der spannendsten Ereignisse des Mittelalters. Der damals Mittfünfziger Ulrich Richtental war Sohn eines Konstanzer Stadtschreibers und wahrscheinlich als Kaufmann tätig, was ihm zu einigem Wohlstand in der Stadt brachte, wo er Haus- und Grundeigentum besaß. Aus eigenem Antrieb verfasste er eine umfangreiche Chronik über das Konstanzer Konzil, die von dem Geisteswissenschaftlerpaar Monika Küble und Henry Gerlach erstmals ins neuhochdeutsche übertragen wurde. Küble und Gerlach bieten während der vierjährigen Jubiläumsfeier auch historische Stadtführungen in ihrer Heimatstadt an und lesen aus ihrem historischen Krimi "In Nomine Diaboli".

(c) Magazin Frankfurt, 2024