Mina, Totstück

Die Glasgower Ärztin Dr. Margo Dunlop weiß nichts über ihre biologische Herkunft. Ihre Adoptivmutter ist gerade verstorben, ohne den kleinsten Hinweis darüber preiszugeben. Aber in ihren Papieren findet Margo Briefe von Nikki, der Schwester ihrer leiblichen Mutter Susan. Nikki schreibt, dass Susan schon lange tot ist. Dass sie ermordet wurde. Angeblich von einem Serienkiller, der vielleicht noch immer sein Unwesen treibt …

Die Geschichte von einer, die auszieht, um mehr über ihre Herkunft zu lernen. Margo verlässt dabei die Sicherheit des Gewohnten und betritt ein Zwielicht aus Ungewissheit. Wahrheit und Moral erweisen sich als Verschiebemasse, die beweglich wird, wenn die Protagonistin sich bewegt. Wie rezipiert, wie empfindet, wie handelt eine Person außerhalb ihrer Routine?

Denise Mina benutzt grimmige Thriller-Versatzstücke, um diese Parabel über Aufgehobenheit und ihr Gegenteil zu erzählen. Das Buch wirft Schlaglichter aus instabilen Blickwinkeln, leitet die scheinbar geläufige Form in die Irre. Wieder mal zeigt Mina: Krimi kann alles.

Die 55-jährige Denise Mina brach nach einer rastlosen Kindheit in Glasgow, Paris, London, Invergordon, Bergen und Perth die Schule ab, jobbte halbherzig in einer Fleischfabrik, in Bars, als Köchin und als Krankenpflegehelferin, qualifizierte sich per Abendschule fürs Jurastudium an der Universität Glasgow. Statt danach wie geplant in Kriminologie und Strafrecht zu promovieren, begann sie Kriminalliteratur zu schreiben. 2014 wurde sie dafür aufgenommen in die Crime Writers’ Association Hall of Fame. Neben den bisher erschienenen 15 Romanen verfasste sie Shortstorys, Bühnenstücke, Graphic Novels und macht TV- und Radiosendungen. Denise Mina, die Queen of Tartan Noir lebt in Glasgow. Für ihr 2018 von der deutschen Krimiautorin Zoe Beck übersetzte und bei Ariadne erschienenes Buch "Blut Salz Wasser" erhielt sie erstmals den Deutschen Krimi Preis, ebenso für ihr ein Jahr später erschienenes Götter und Tiere..

Denise Mina, Totstück, Ariadne bei Argument, Hardcover, 320 Seiten, ISBN 978-3-86754-254-8, 23 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024