Lagercrantz, Der Mann aus dem Schatten

Der aus einer Schriftstellerfamilie stammende 59-jährige Schwede David Lagercrantz debütierte als Autor 1997 mit dem internationalen Bestseller "Allein auf dem Everest" über den schwedischen Bergsteiger Göran Kropp. Sein erster Roman "Sündenfall von Wilmslow" spielt vom englischen Mathematiker Alan Turing, es folgte eine Biographie über den schwedischen Fußballspielers Zlatan Ibrahimović, den Lagercrantz mehrere hundert Stunden lang in Mailand interviewte. 2013 beauftragte ein Buchverlag Lagercrantz im Auftrag der Larsson-Familie damit, eine Fortsetzung der Millennium-Reihe des 2004 früh verstorbenen Stieg Larsson zu schreiben, was 2015 mit Verschwörung, 2017 mit Verfolgung und 2019 mit Vernichtung geschah. Passenderweise hatte er familiäre Verbindungen zu der Millennium-Reihe, denn seine Schwester, die Schauspielerin Marika Lagercrantz spielte 2009 in der ersten Folge der Larsson-Trilogie mit. Dann war Lagercrantz aus dem Millennium-Geschäft ausgestiegen, da er Angst hatte, es können "möglicherweise zur Routine werden - und das wäre ein Jammer für die fantastischen Bücher und das Szenario, das Stieg Larsson geschaffen hat. Deshalb ist es für mich als Schriftsteller wichtig, eine neue Aufgabe zu finden." Inzwischen hat die schwedische Autorin Karin Smirnoff den Staffelstab übernommen und schreibt drei weitere Nachfolgeromane zur „Millennium“-Erfolgsreihe. David Lagercrantz ist verheiratet und lebt in Stockholm.

"Ich habe angefangen, eine eigene Kriminalgeschichte zu schreiben, die mich selber ziemlich begeistert. Es tut mir leid um Lisbeth, aber sie wird schon auf die eine oder andere Weise weiterleben. Als Krimiautor kann man machen, was man will. Aber ich denke, es ist einfacher, Kriminalromane zu schreiben, wenn man weiß, was hinter den Dingen steckt. Es ist sehr gut, für Fiktionales zunächst journalistisch zu recherchieren.

Ich versuche das immer, ich schürfe tief. Ich habe immer gesagt, dass Journalisten literarische Techniken beherrschen sollten. Aber genauso braucht auch gute Fiktion, gute Literatur journalistische Recherche. Man muss wissen, worüber man schreibt."

Jetzt hat David Lagercrantz für eine neue Krimiserie mit vorerst drei geplanten Bänden ein geniales Ermittler-Duo geschaffen: Rekke und Vargas, die ein wenig an einen depressiven Sherlock Holmes und einen weiblichen Dr. Watson erinnern, einen Ermittler aus der Oberschicht und einer aus einem sozialen Brennpunkt, wie Lagercrantz in einem Interview verriet. Das Buch führt uns zurück ins Stockholm des Jahres 2003: Ein Schiedsrichter der Fußballjugend wird erschlagen aufgefunden. Der Verdacht fällt sofort auf einen überengagierten Vater, doch es fehlen Beweise. Der neue Polizeichef holt daraufhin zwei Außenseiter ins Team: die junge Streifenpolizistin Micaela Vargas, die aus demselben Problemviertel wie der Verdächtige stammt, und den renommierten Psychologen Hans Rekke, einen brillanten Beobachter und Spezialisten für Verhörtechniken. Rekke folgt bald einer ganz anderen Spur und gibt nicht nur Vargas Rätsel auf. Doch nur wenn beide an einem Strang ziehen, haben sie eine Chance gegen übermächtige Gegner. Denn dieser Fall ist weit größer, als anfangs angenommen.

David Lagercrantz, Der Mann aus dem Schatten, Heyne Verlag, Hardcover, 480 Seiten, ISBN 978-3453273290, 24 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024