Gebhardt, Wir Kinder der Gewalt

Die Historikerin Miriam Gebhardt lehrt neben ihrer journalistischen Tätigkeit als außerplanmäßige Professorin Geschichte an der Universität Konstanz und arbeitet unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Zeit und verschiedene Frauenzeitschriften. 2009 habilitierte sie sich mit einer Arbeit über "Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert" und ist Autorin mehrerer Bücher. In ihrem Bestseller "Als die Soldaten kamen" thematisierte sie 2015 die lange Zeit verdrängte Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Ihr Buch wurde intensiv besprochen und in mehrere Sprachen übersetzt. Jetzt hat Gebhardt nachgelegt und passend zur gerade vom UNO-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution gegen sexuelle Gewalt in Konfliktgebieten das Thema wieder auf die Tagesordnung gebracht.

Gebhardt zeigt in ihrem neuen Buch, dass nicht nur sowjetische Armeeangehörige am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Vergewaltigern wurden, sondern alle vier Besatzungsarmeen massenhaft Verbrechen an deutschen Frauen verübten – meist ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Die Opfer dieser sexuellen Kriegsgewalt rangen oft ein Leben lang mit seelischen Problemen, Kinder, die aus den Vergewaltigungen hervorgingen, wurden quasi mit einer Erbschuld geboren, Familien litten vielfältig – und zum Teil bis heute – unter der belastenden Vergangenheit. Anhand bewegender Fallgeschichten zeigt die Autorin welch tiefe Spuren die massive Gewalterfahrung in den Jahren von 1945 bis 1955 in der deutschen Gesellschaft hinterlassen hat. Oft bestimmte das Kriegsende ein Familienschicksal, das bis in die heute erwachsene Enkelgeneration nicht überwunden ist.

Miriam Gebhardt, Wir Kinder der Gewalt – Wie Frauen und Familien bis heute unter den Folgen der Massenvergewaltigungen bei Kriegsende leiden, DVA, Hardcover, ISBN 978-3421047311, 24 Euro

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