Schlink, Die Enkelin
Schlink, Die Enkelin
(c) Diogenes
Erzählen uns unsere Partner immer alle wichtigen Details aus ihrem frühren Leben oder halten sie etwas davon - mal mehr, mal weniger - zurück? Das fängt schon bei den Eltern an. Wie oft passiert es, dass ein Kuckucksei gelegt wird und hinterher der Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet wird, obwohl das Lebens des oder der Betreffenden dadurch massiv berührt wird. So geht es auch in Berhard Schlinks neuem Roman "Die Enkelin". Die Studentin Birgit, die den Wetsdeutschen Studenten Kaspar 1964 in Ostberlin kennen- und liebengelernt hat, flieht wenig später zu ihm in den Westen. Für die Liebe und für die Freiheit, wie er glaubt. Umso erschrockener ist er, als er nach ihrem Tod entdeckt, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie. |
Kasper ist bei dem Tod seiner Frau bereits 70, als er entdeckt, was sie ihm ein Leben lang verschwiegen hat: Sie hatte damals eine Tochter und hat diese in der DDR zurückgelassen. Er tut, was sie immer wollte, aber nicht schaffte, er sucht nach ihr. Die Suche wird zu einer Reise in die Vergangenheit und einer Begegnung mit den Wunden und Narben, die DDR, Wende und Anpassung des Ostens an den Westen hinterlassen haben. Als er die Tochter findet, lebt sie verheiratet in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Ihre vierzehnjährige Tochter freut sich, dass auf einmal ein Großvater in ihr Leben tritt, wie er sich über eine Enkelin freut. Aber seine Welt ist ihr so fremd wie ihm die ihre. Kann er sie erreichen? |
(c) Magazin Frankfurt, 2024