Wells, Die Geschichten in uns

Wells, Die Geschichten in uns

(c) Diogenes

Ein Buch wie eine persönliche Begegnung. Benedict Wells erzählt von der Faszination des Schreibens und gibt einen tiefen Einblick in sein Leben, von seiner Kindheit bis zu seinen ersten Veröffentlichungen. Anhand eigener und anderer Werke zeigt er anschaulich, wie ein Roman entsteht, was fesselnde Geschichten ausmacht und wie man mit Rückschlägen umgeht. Ein berührendes, lebenskluges und humorvolles Buch – für alle, die Literatur lieben oder selbst schreiben wollen.

Wie entwickelt man lebensechte Figuren und erzeugt Spannung? Warum ist Schreiben die schönste Sache der Welt und zugleich oft zum Verzweifeln? Wie geht man mit Krisen um? Angeregt durch Fragen auf Lesungen, entstand dieses sehr persönliche Buch über das Erzählen. Offen und humorvoll berichtet Benedict Wells, wie er zu seinen Romanen gekommen ist, von seiner Kindheit und Jugend in verschiedenen Heimen bis zu seinen Jahren in Berlin und den ersten Veröffentlichungen. Er gibt konkrete Tipps und einen tiefen Einblick in sein eigenes Schaffen wie auch in das Werk anderer Autorinnen und Autoren. Ein berührendes und lebenskluges Buch – und eine Antwort auf die Frage: Wieso schreibt man, und was suchen und finden wir in Literatur? Eine gute Anleitung, wenn man nicht wie in den USA Creative Writing studieren kann, was bei uns nur sehr begrenzt universitär angeboten wird.

Die eigene Familiengeschichte macht einem nicht immer glücklich. Auch als man vor einiger Zeit die Herkunft des grünen Vizekanzlers und Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck aufdeckte, dessen Ahnen führende Nationalsozialisten waren. Der Urgroßvater galt als Freund von Propagandaminister Joseph Goebbels. Auch da gab es Kritik, dass Habeck früher über seine Vorfahren hätte reden müssen. Doch lieber spät als nie, ging Habeck dann recht transparent mit seiner Familiengeschichte um.

Auch der 40-jährige Dominic Wells hatte mit einem Ahnen zu kämpfen, der ihm ziemlich offensichtlich den adeligen Familiennamen weitergegeben hatte: sein Großvater Baldur von Schirrach. Der Moselaner aus Kröv war schon in seiner Jugend begeisterter Anhänger Hitllers und Reichsjugendführer der NSDAP. Benedict Wells änderte deshalb, um sich von der Vergangenheit seiner Familie zu distanzieren und eigenständig aufzutreten, seinen bürgerlichen Namen nach seiner Schulzeit amtlich und offiziell und nahm den Nachnamen Wells als Hommage an die Romanfigur Homer Wells aus John Irvings Buch Gottes Werk und Teufels Beitrag an. Schreiben konnten schon sein Vater, der Sinologe Richard von Schirrach, der die Autobiografie des letzten Kaisers von China übersetzt und herausgegeben hatte, seine Schwester Ariadne und sein Couisin, der bekannte Jurist und Autor Ferdinand von Schirrach. Benedict Wells erntete mit seinem Manuskripten anfangs nur Ablehnungen der Verlage bis ihn 2007 der Diogenes Verlag als damals jünsten Autor unter Vertrag nahm. Schon sein zweiter Roman Becks letzter Sommer, der später mit Christian Ulmen verfilmt wurde, war ein Erfolg und sein vierter Roman "Vom Ende der Einsamkeit", an dem er sieben Jahre schrieb stand lange Zeit auf der Spiegel- Bestsellerliste, wurde in 38 Sprachen übersetzt und erhielt den Literaturpreis der Europäischen Union. Nach Jahren in Barcelona lebt Benedict Wells in Zürich.

Benedict Wells, Die Geschichten in uns, Diogenes, Hardcover, 400 Seiten, ISBN 978-3-257-07314-0, 26 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024