Cody, Die Schnellimbissdetektivin

Cody, Die Schnellimbissdetektivin

(c) Argument Verlag mit Ariadne

Wir lieben die ungewöhnlichen Krimis aus der Feder von Liza Cody. Die 80-jährige Autorin hat ein bewegtes Leben hinter sich, studierte Kunst an der Royal Academy und arbeitete als Roadie, Fotografin, Malerin, Möbeltischlerin und bei Madame Tussauds im Wachsfigurenkabinett, ehe sie mit dem Schreiben begann. Zusammen mit den Amerikanerinnen Sara Paretsky und Sue Grafton gehört sie zu den Pionierinnen feministischer Krimis und war wohl die Erste, die das Genre mit starken Frauen besetzte. Schon in den Neunzigern fand sie mit ihrer Bucket Nut-Trilogie um Catcherin Eva Wylie weltweit ihr Publikum und bekam dafür unter anderem den Silver Dagger. Typisch waren ihre Krimis nie, wenngleich sie stets irgendwie in der Gattung Kriminalliteratur spielen. Rastlos wurden dabei die Grenzen gedehnt und überschritten. Als erstes Buch fiel uns "Lady Bag" auf, für das sie 2015 den Deutschen Krimipreis erhielt, ebenso wie 2017 für "Miss Terry". 2019 verlieh ihr Radio Bremen den Krimipreis für "Ballade einer vergessenen Toten" und für ihr Lebenswerk. Die Krimis von Cody sind eindeutig rockig und beschreiben die zugespitzte Normalität eines Landes, das quasi vor unserer Haustür liegt. Schon mit der ungehobelten Catcherin Eva und der legendären namenlosen Stadtstreicherin aus Lady Bag stürmten ihre Protagonistinnen das Genre und verliehen Liza Cody ein Gütesiegel für erstklassige Unterhaltung, die überrascht. Ihre Frauen kommentieren, karikieren und verkörpern die Kehrseiten der großen Erzählung, die Risse im Lack, die bösen Blamagen und schlimmen Schandtaten des Systems. Wunden, in die Liza Cody gerne den Finger legt und Salz streut. Die Geschichten handeln von Geknechteten, Gebeutelten und Losern, die ihr Schicksal nie freudlos akzeptieren, sondern mit beißendem Galgenhumor hohnlachen. Ungeschönt.

Im neuen Buch arbeitete Hannah Abram bei der Metropolitan Police – bis sie ihren Sergeant in den Kanal warf. So etwas mag die Polizeiführung nicht und deshalb ackert sie jetzt in Digbys ranziger Imbissbude und hat Wut im Bauch.

Nebenbei ermittelt sie, aber die Fälle der Schnellimbissdetektivin sind läppisch: Wo treibt sich mein Kerl rum, wer klaut meine Kartoffeln, wo ist mein Hund, wer kippt mir Müll vor die Tür? Dann hat Hannah plötzlich eine Stalkerin am Hals. Nervig, aber im Grunde harmlos – oder doch nicht? Die Schnellimbissdetektivin ist Cody pur: rasant und ruppig mit präzisem Blick für Krisen und rabenschwarzem Galgenhumor.

Else Laudan ist sichtlich stolz auf die Autorin, die sie seit mehreren Jahren in deutscher Übersetzung verlegt. "Jedes Buch ein Geschenk, weil immer voll auf die Zwölf, unverschämt, subversiv und voller Wärme. Und jetzt, wo es immer enger wird, die Schere immer weiter auseinandergeht, wo selbst der Mainstream der Krise gewahr wird, jetzt zaubert Liza Cody eine neue Figur aus dem Hut, den sie so gern trägt. Die Neue heißt Hannah, noch keine dreißig, und auch wenn sie längst weiß, dass ihre Welt kein gerechter Ort ist, muss sie noch viel lernen. Die Fälle, die sie bearbeitet, wenn sie sich nicht gerade am Grill neue Brandblasen holt, sind so schäbig und desolat wie der Alltag im Post-Brexit-London nach den ersten Wellen der Pandemie. Und bevor ich jetzt ganz weit aushole und wortreich feiere, wie grandios dieser Krimi die banalen Sorgen und Nöte echter Menschen in Szene zu setzen weiß, lesen Sie/ lest ihr ihn lieber selbst. Am besten gönnt man sich dabei irgendwas Ungesundes zu essen – Fritten oder Sandwiches passen ideal, aber Pizza tut’s auch. Film ab!" Wir sind Elses Ratschlag gefolgt und empfehlen dies auch unseren Lesern.

Liza Cody, Die Schnellimbissdetektivin

(c) Magazin Frankfurt, 2024