Zu Gast bei Ferran Adria
Das kleine Restaurant liegt an der Ostecke Spaniens beim Cap de Creus, nur ein paar Buchten südlich von Cadaqués, wo Salvador Dali aus verwitterten Felsformationen Inspiration für seine surrealen Gemälde schöpfte. In den 60er Jahren gegründet, setzte der Weltruhm erst Jahre später ein, nachdem ein katalanischer Marinerekrut dort erste Erfahrungen mit der Sterneküche sammeln konnte und später hängenblieb. Der junge Soldat hieß Ferran Adrià. Zusammen mit dem rührigen Manager Juli Soler sollte er später das Restaurant übernehmen, das noch heute den Namen trägt, den ihm sein deutscher Vorbesitzer nach seinen französischen Bulldoggen gab: elBulli. |
Seit Mitte Juni gibt es eine weitere Möglichkeit Gast in den hohen Tempel der molekularen Küche zu werden. Documenta 12-Chef Roger M. Buergel hat den katalanischen Spitzenkoch, der es 2003 sogar auf das Titelblatt der angesehenen New York Times geschafft hat und den die internationale Elite der Gastrokritiker ungewohnt einhellig zur No. 1 der Welt-Koch-Charts kürten, eingeladen, seine Kunst im Rahmen der Kasseler Kunstschau (noch bis 23. September 2007) zu präsentieren. Ziel Buergels war es zu zeigen, wie sich „künstlerische Intelligenz in anderen Bereichen manifestiert“. Da er überzeugt ist, dass durch die eingefahrenen westlichen Vorstellungen sonst vieles gerne als Kunsthandwerk abgetan würde, war er froh, den katalanischen Koch für die documenta gewinnen zu können. Groß waren die Hoffnungen im kulinarisch nicht gerade verwöhnten Nordhessen, dass der Vorreiter der molekularen – oder wie Adrià selbst lieber hört avantgardistischen - Küche sein Kochlabor in Kassel aufschlagen würde. Doch die Hoffnungen zerstoben. Buergel findet das Enttäuschungsmoment wichtig, denn es lehre eine wichtige Lektion in der Kunst, dass „man sich nicht alles jederzeit zuführen kann“„Ich kann das gut verstehen, dass die Menschen dort enttäuscht sind. Nach der Ankündigung meiner Teilnahme hatten sie erwartet, dass ich dort koche, doch elBulli, die Atmosphäre und die Umgebung konnte ich nicht nach Kassel transportieren“ bedauerte Ferran Adrià im Interview. „Die Küche kann ein Kunstwerk sein, doch die Bühne ist hier: elBulli“. Zusammen mit Buergel fand er eine Lösung und erklärte das Lokal zum „Außenstandort“ der documenta. In den 100 Tagen der Ausstellung wählt Buergel täglich mehr oder weniger willkürlich esslustige Documenta-Besucher aus und schickt sie zu zweit auf einen Tagestrip in die Cala Montjoi. Die Kosten dafür übernimmt zum großen Teil das katalanische Tourismusbüro, das auch in Frankfurt mit eigenem Büro vertreten ist. |
Die Frau hat ein paar nähere Erklärungen zu dem Bild gegeben, dass wir gerade angesehen hatten. Es war Herr Buergel und Frau Noack. Nach ein paar Minuten kam Frau Noack zurück und fragte, wer von uns gerne isst. Ich dachte jetzt gibt es vielleicht Schnittchen, dabei kamen wir gerade satt von einem Besuch bei McDonald. Als eine Schulfreundin und ich uns meldeten, sagte sie „Gut. Ihr fahrt nächste Woche nach Spanien.““ Mit dem Shuttlebus ging es zum Flughafen Hahn, von dort nach Gerona und weiter ins 75 km entfernte Roses. „Im Hotel haben wir die Präsidentesuite bekommen“, schwärmt Steffi noch Tage später. Lange konnten Sie den Luxus nicht genießen „Nach drei Stunden ging es dann zum Restaurant, wo uns Herr Adriá empfing, die Küche zeigte und uns ein Kochbuch mit Widmung schenkte. Von der Terrasse hatten wir einen tollen Blick auf die Bucht.“ Wie hat es den beiden gefallen? „Einzigartig. Besonders toll war das Dessert: Blumen auf Zuckerwatte und eine handgroße Blüte in weißer Schokolade. Gegen Mitternacht ging es zurück ins Hotel und morgens um 6 Uhr mussten wir schon wieder zurück zum Flughafen.“ Buergel ist, wie er schmunzelnd verrät, überzeugt, dass die Teenager den Besuch „ihr Leben lang nicht vergessen und künftig ihre Umwelt kräftig mit Gourmetthemen belästigen“. |
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