Verdi Macbeth, Netrebbko, Lucic
Für den neuen, zeitgemäßen "Macbeth" Verdis, der bereits weltweit in den Kinos lief und jetzt auch auf DVD/Bluray erschien, hat der Regisseur die Handlung in die Gegenwart verlegt. Politische Instabilität und militärische Konfliktlösung verbunden mit Ehrgeiz und Gewaltbereitschaft sind quasi die Bühne, auf der sich das Geschehen abspielt. Meist ist es der stimmungsvoll ausgeleuchtete Wald, der den Hintergrund für das Bühnengeschehen abgibt. Die Hexen sind ärmlich gekleidet, ihre Prophezeiungen erweisen sich als Tratsch, als Gerüchte, die in der Bevölkerung umgehen und Macbeth in seinem Wunschdenken bestärken. Diese Art der Deutung ist nicht neu. Die Hexenchöre sind hervorragend umgesetzt. Die Bäume des Waldes verwandeln sich zu den Schlosssäulen. Im großen Ehebett von Macbeth im Zentrum der Bühne werden die politischen Entscheidungen getroffen und nicht immer zieht Macbeth selbst die Fäden. Wie ein Gangsterfilm wirkt die Ermordung Banquos im nächtlichen Wald. Im Finale fällt der Schnee, eine politische Eiszeit und ungewisse Zukunft |
Die handelnden Personen agieren über weite Strecken ohne große Bewegung. Nur Anna Netrebko als Lady Macbeth bringt nicht nur in der Schlafwandelszene auch schauspielerisches Können ein. Ihr wirkt die Rolle der Lady Macbeth fast auf den Leib geschrieben. Doch auch sonst begeistert die Oper durch herausragende sängerische Darbietungen. Eigentlich ist die Partie der Lady Macbeth über dem stimmlichen Vermögen der schönen Russin, doch wegen der Persönlichkeit der Figur wollte sie die Partie unbedingt übernehmen und schafft dies auch überzeugend. mit großer Bühnenpräsenz und differenzierter Stimmführung. Auch der aus Frankfurt wohlbekannte Zeljko Lucic gab mit seinem samtenen Bariton fein nuancierend einen wunderbar zögerlichen Macbeth. René Pape präsentierte einen schon majestätischen Banquo und der Maltese Joseph Calleja überzeugte als Macduff mit seinem "Ah, la paterna mano" zu Beginn des vierten Aktes. Beachtung verdient der exzellente Chor und das gekonnte Dirigat von Fabio Luisi, der besonders die tiefen, dunklen Klänge betonte und viel Rücksicht auf die Sänger nahm. Die DVD enthält als Bonus Interviews mit Beteiligten der Produktion. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024