Winterhoff, Deutschland verdummt
Man sollte es nicht verallgemeinern. Immer wieder treffen wir bei unseren Recherchen topfitte junge Leute, die uns mit ihrem Wissen, ihrer Weltläufigkeit, ihrer Empathie und ihrer Freundlichkeit beeindrucken. Das Schöne daran ist, dass man diese Leuchttürme quer durch die deutsche Gesellschaft findet. Egal ob aus Akademikerfamilien oder dem Arbeitermilieu, ob deutschstämmig oder im Laufe der Jahrzehnte eingewandert, egal ob männlich oder weiblich. Doch wie schon gesagt: es sind „Leuchttürme“, an denen sich andere ein Vorbild nehmen sollten, denn man trifft oft auf das genaue Gegenteil. Was sich uns teilweise als Anwärter auf ein Praktikum vorstellt, wirft große Fragen auf, was in unserem Bildungssystem in den letzten Jahrzehnten falsch gelaufen ist. |
In seinem neuen Buch analysiert er die Bildung in Deutschland. Das braucht man gar keine PISA-Studie zu bemühen, um festzustellen, dass es für diese nur ein zutreffendes Wort geben kann: eine KATASTROPHE! Das Schlimme: sowohl die Kinder als auch die Gesellschaft nehmen Schaden daran. Michael Winterhoff nimmt in dem Buch kein Blatt vor den Mund und redet Klartext. Anhand vieler Beispiele aus seiner langjährigen Praxis als Kinder- und Jugendpsychiater, aber auch aus zahlreichen Rückmeldungen zu seinen Büchern und Vorträgen, zeigt er auf, was heute in Kitas und Schulen falsch läuft – so falsch, dass in seinen Augen die Zukunft unserer Gesellschaft gefährdet ist. Man kann den Kindern aber dafür nicht die Schuld in die Schuhe schieben und sie als faul und aufsässig brandmarken. Sie sind die Leidtragenden, da man sie quasi sich selbst überlässt. Doch Winterhoff bohrt nicht nur seinen Finger in die Wunde und verharrt bei einer Bestandsaufnahme und Analyse, sondern zeigt konkrete Lösungen und Maßnahmen auf. Die notwendige Konsequenz, die der Staat ergreifen müsste wäre unter anderem eine groß angelegte Bildungsoffensive: Weg von Kompetenzorientierung und den unfreiwillig zu Lernbegleitern degradierten Lehrern, hin zu echter Bildung und Pädagogen, die den Kindern wieder ein Gegenüber sein dürfen. Denn nur die Orientierung an Bezugspersonen ermöglicht die Entwicklung von emotionaler und sozialer Psyche. |
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(c) Magazin Frankfurt, 2024