Wer kennt ihn nicht – den „kleinen Prinzen“ - zumindest vom Namen her ist die 1943 im amerikanischen Exil mit eigenen Illustrationen erschienene Erzählung des Franzosen Antoine de Saint-Exupéry auch sein bekanntestes Werk. Das Buch gilt als einfühlsame literarische Umsetzung des moralischen Denkens und der Welterkenntnis seines Autors und als Kritik am Werteverfall der Gesellschaft und wird fast immer als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit interpretiert.
Als er acht Jahre alt war, wurde Julius Wortschmidt diese Freundschaft des kleinen Prinzen geschenkt. Nun, mit Anfang 40, hat er sich beruflich erfolgreich etabliert und spielt das Spiel der "großen Leute" mit, bis ihn eine unerwartete Begegnung mit Bildern aus einer verloren geglaubten Zeit konfrontiert, in der sich Tag und Traum einst vermischten. Wortschmidt erliegt dem Zauber der Erinnerung und beschließt, die Orte seiner Kindheit wiederzusehen. Doch die Welt hat sich verändert, und er muss erfahren, dass ohne die Führung des kleinen Prinzen auf dem Weg zurück Enttäuschungen und Gefahren lauern – allerdings auch ein unverhofftes Glück.
Das entzückende schmale Buch zeigt den Kontrast zwischen den beiden Welten, in denen Wortschmidt lebt, und stellt peu a peu Beziehungen zwischen der Alltagswelt, in der er als Industriemanager die an ihn gestellten Anforderungen zu meistern versucht und sich anpassen muss und seinen durch eine Zufallsbegegnung verursachten Reminiszenzen an die Sommertage seiner Kindheit herstelle. Damals war der Garten seiner Großeltern für ihn das kleine Paradies, in dem er auch träumen durfte. Immer mehr gewinnen diese Erinnerungen Oberhand, bis er sich entschließt, ihnen auch in der Realität zu folgen und dabei manches erfährt, was ihn für sein weiteres Leben leiten kann - im Guten, wie im Schlechten. |
Man kann nicht sagen, dass der 61-jährige Frankfurter ein Spätentwickler ist. Lange Jahre lehrte er als Professor für Innere Medizin, arbeitete in der klinischen Forschung der Pharmaindustrie im In- und Ausland. Doch erst nach seiner Pensionierung hat der Romliebhaber die Zeit zu Reisen, Klavier zu spielen und zu Schreiben. Wie sein Klavierspiel ist, können wir nicht beurteilen, aber seine literarischen Fähigkeiten sind beachtlich und man kann ihn durchaus als einer der spannenden Neuentdeckung des letzten Jahres bezeichnen, denn in seiner Erzählung greift er einen ziemlich verbreiteten Zweifel an der Welt in der wir leben auf und den man auch bei dem Autor vermuten darf, der mancher durch seine eigene Form des Eskapismus zu entfliehen sucht. Vieleicht bietet ihnen das Buch eine Hilfe beides unter einen Hut zu bringen.
Zu Beginn seines Buches zitiert der Autor sein Vorbild Antoine de Saint-Exupéry:
„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz. „Guten Tag“, sagte der Händler. Er handelte mit höchst wirksamen, durststillenden Pillen. Man schluckt jede Woche eine und spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr, zu trinken. „Warum verkaufst du das?“ sagte der kleine Prinz. „Das ist eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Die Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig Minuten in der Woche.“ „Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?“ „Man macht damit, was man will…“ „Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte“, sagte der kleine Prinz, „würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen…“
|