Jensen, Nordwestnacht

Gerade erst habe ich mit "Rindviecher im Nebel" einen spannenden Hundekrimi meiner Kollegin Elke Weiler vorgestellt, da flattert mir mit "Nordwestnacht" der nächste Krimi von der idyllischen Halbinsel Eiderstedt auf den Tisch, auf der ich nie im Leben so viel kriminelle Energie vermutet hätte. Während bei Elke die Hündin Julchen den Hauptteil der Ermittlungsarbeit erledigen muss, läuft bei Svea Jensens neuen Krimi eine ganze Soko in St. Peter-Ording warm, um Licht ins Dunkel hinter dem Fall zu bringen. Es ist inzwischen bereits der dritte Fall, den Anna Wagner und Hendrik Norberg dort gemeinsam ermitteln.

Wie sich zeigt, weht in Sankt Peter-Ording ein tödlicher Wind. Als ein Filmteam das nordfriesische Seebad als Drehort auswählt, ist die Freude bei den Anwohnern groß. Besonders der junge Polizeiobermeister Nils Scheffler genießt den damit verbundenen Trubel und seine damit verbundene Stellung als Polizeiberater am Set sehr. Doch dann wird einer der Aufnahmeleiter tot aufgefunden, spektakulär an die Stelzen eines vor der Küste liegenden Pfahlbaus gekettet, der zu den Wahrzeichen der kleinen Stadt im Nationalpark Wattenmeer gehört. Als auch noch die zweite Hauptdarstellerin verschwindet, drängt Nils, der sich in die junge Frau verliebt hat, darauf, dass hier etwas nicht stimmen kann. Gemeinsam mit den beiden Kommissaren Norberg und Wagner beginnt er im Fall der Vermissten zu ermitteln. Und dieser ist verworrener, als es zunächst scheint ...

Autorin der Reihe um die Soko St. Peter-Ording ist Svea Jensen, hinter der sich, wie auch hinter dem Pseudonym Angelika Svensson, die erfolgreiche Krimiautorin Angelika Waitschies verbirgt. Die Hamburgerin ist dem Norden stets treugeblieben und lebt nach vielen Jahren beim Norddeutschen Rundfunk heute in Schleswig-Holstein, wo sie sich mittlerweile ganz dem Schreiben widmet. Während sie Verbrechen für ihre nächsten Bücher plottet, lässt sie sich am liebsten eine Nordseebrise um die Nase wehen. Sie ist Mitglied im "Syndikat" und bei den "Mörderischen Schwestern".

Im Interview sagt sie, warum ihre Bücher in St. Peter-Ording und Umgebung spielen. "St. Peter-Ording ist ein Sehnsuchtsort an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste, der mit seinem breiten Strand und den vier Ortsteilen für jeden Besucher etwas bietet. Hier gibt es eine Reihe von Motiven, die sich für einen Krimi anbieten, was ebenso für die Halbinsel Eiderstedt und natürlich den bekannten Westerhever Leuchtturm gilt. Es ist spannend, in dieser Idylle Verbrechen anzusiedeln." Und was macht eine Soko in einem 4.000-Einwohner Seebad? "Die Soko bearbeitet Vermisstenfälle, was bedeutet, dass man den Kriminalfall etwas anders anpacken muss. Das fand ich spannend, ich weise aber darauf hin, dass es eine solche Einrichtung hier nicht gibt. Da musste ich kreativ werden und habe der ortsansässigen Schutzpolizei eine Kripobeamtin zur Seite gestellt." Am meisten gefällt ihr an ihren fiktiven Hauptfiguren Annas Empathie "und die Tatsache, dass sie eine Teamplayerin ist und meistens ziemlich entspannt daherkommt. Sie hat einen trockenen Humor, nimmt so schnell nichts übel und kann gut mit Menschen umgehen. An Hendrik mag ich, dass er seine berufliche Karriere nach dem Tod seiner Frau zugunsten seiner Söhne zurückstellt, auch wenn der Rückschritt vom erfolgreichen Mordermittler zum Schutzpolizisten schwer an seinem Selbstwertgefühl kratzt. Es dauert einige Zeit bis man mit ihm warm wird, aber wenn er erst einmal Vertrauen zu einem Menschen gefasst hat, ist er ein Freund. Nils Scheffler ist der Frischling im Team und sehr stark mit seinem Heimatort St. Peter-Ording verbunden. Ich habe ihn bewusst nicht als Ehrgeizling angelegt, sondern als einen bodenständigen jungen Polizisten, der zwar äußerst lernbegierig ist, dabei aber niemals „über Leichen gehen“ würde. Er freut sich, dass Anna und Hendrik ihn in ihre Arbeit mit einbeziehen und er von ihren langjährigen Berufserfahrungen profitieren kann."

Svea Jensen, Nordwestnacht, HarperCollins Verlag, Broschur, 384 Seiten, ISBN 978-3749903399, 12 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024