Die gute Nachricht: Das Reisen kommt wieder. Hoffentlich schon sehr bald wird es ein fulminantes Comeback nach dem Ende oder dem erfolgreichen Gegensteuern gegen Corona geben. Touristiker vermuten, dass der Boom in den nächsten Jahren alle Rekorde bricht. Die Menschen sind durch Covid müde geworden, teils durch Infektion, teils durch den Rückzug ins Private, Es besteht also Nachholbedarf und durch die finanziellen Segnungen der Überbrückungshilfe der EU-Staaten an die Wirtschaft gibt es Geld in der Kasse, um es unter die Menschen zu bringen.
Neues Qualitätsbewusstsein
Nach dem Motto "Man gönnt sich ja auch sonst alles" sollte das Comeback des Reisens auch als Riesenchance für die Neuentdeckung des Qualitätstourismus verstanden und genützt werden. Klasse statt Masse darf dann zumindest für die Profiteure der Pandemie nicht mehr nur ein Schlagwort sein. Noch dürfen wir, denn wenn das Klima und die neuen, notwendigen Klimagesetze uns erst einmal dazu zwingen, wird dieser Luxus nur noch teurer werden. Wir sollten es also selbstständig vorweg in die Hand nehmen und uns besserer Qualität gönnen, die auch ihren Preis haben darf und muss. Damit setzen wir ein Zeichen gegenüber den unseligen Auswirkungen des Billigst- und Massentourismus des Prekariats.
Der Falstaff Hotel Guide
Die richtige Bibel für diesen luxusorientierten Reisenden ist der neue Falstaff Hotel Guide, denn der trennt weitestgehend die Spreu vom Weizen. Okay, bei einigen der ausgewählten Hotels hat man sich vielleicht von guten Kontakten der Betreiber zu den Entscheidern in der Community und Werbepartnern bei der Auswahl lenken lassen, aber Hotels, die in unseren Augen ein absoluter Fehlgriff sind, haben wir bei einer ersten Durchsicht nicht entdecken können. Wie schon bei den Falstaff Restaurant Guides hat für den neuen Führer die riesige Falstaff-Community zusammen mit einer Expertenjury insgesamt 1.100 Hotels in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol sowie internationale Geheimtipps in den Kategorien Ambiente, Zimmer, Wellness, Service, Kulinarik und Lage bewertet. Schade, dass es Hotels ohne Spa selbst bei sonst exzellenten Werten nicht in die Spitzengruppe schaffen können. Da man beim Wellness-Angebot bis zu 15 Punkte bekommt, ist es für den Guide ein Must für die Aufnahme in die Gruppe der hervorragenden oder exzellenten Hotels. Schade, denn manche erstklassigen Cityhotels sind nicht wirklich in der Lage ihr Spa-Angebot auszubauen. |
Auch können wir nicht nachvollziehen, dass zum Beispiel Die Sonne Frankenberg mit Erik Arneckes erstklassiger Sterneküche nicht vertreten ist, dafür aber beispielsweise das Frankfurter 25Hours The Goldman, welches – mangels Spa – mit 68 Punkten als gut eingestuft wurde. Auch bei den „internationalen Tipps“ richtet sich das Augenmerkt auf einige Hotspots, Südamerika wird da zum Beispiel mit vier Hotels in Rio in Sao Palo abgehandelt. Hier vermissen wir, auch wenn es sich um eine Erstauflage handelt - eine gründliche Auswahl. Allgemein spürt man das Trading-Up der Hotellerie in den letzten Jahren, wo mehr Wert auf eine Wohlfühl-Atmosphäre gelegt wurde. Meist erfolgt dieses Uptrade mit den Kunden, manchmal erlebt man auch, dass bei der Neuausrichtung auch eine neue Klientel angesprochen wird.
Die Einzelbewertungen ergeben pro Hotel eine Maximalzahl von 100 Punkten. Anders als beim Wein, wo man auch gerne die 100-Punkte Skala anlegt, erreichen hier - außer in Deutschland und Südtirol - sehr viel mehr Hotels die Top-Benotung von 100 Punkten. Bei uns blieben sieben Hotels einen Punkt darunter und holten 99 Punkte. War es bei The Fontenay Hotel Hamburg von Speditionsmilliardär Klaus-Michael Kühne nur die Kulinarik, die um einen Punkt schwächelte (dort hatte man zu Beginn der Corona-Krise Julian Stowasser aus den Frankfurter Weinsinn für das Gourmet-Restaurant Lakeside im Obergeschoss des Hotels abgeworben, um nach dem Weggang von Cornelius Speinle wieder in der Sterneliga mitspielen zu können), waren es beim nicht allzu weit entfernten Fairmont Vier Jahreszeiten und beim Althoff Grandhotel Bensberg der Wellness-Bereich und beim Berliner Adlon Kempinski, Schloss Elmau, dem Weissenhaus Grand Village und dem Baierbronner Hotel Bareiss die Zimmer, die nicht vollständig befriedigen konnten. In Österreich schafften es mit den gediegenen Chalet N und dem Almhof Schneider zwei Hotels in Lech am Arlberg auf die Spitzenposition (während dort andere Hotels nur knapp darunterblieben), in der Schweiz das Bürgenstock Resort über dem Vierwaldstättersee und The Alpina Gstaad. Aus den Einzelvotings wurde eine, wie der Verlag sagt, demokratische Gesamtwertung erstellt, die eine einzigartige Auswahl an Top-Hotels ergibt.
Um jedem, der spezielle Wünsche hat, die schnelle Wahl optimaler Angebote zu finden, wurden eingangs im Buch die bestbewerteten Newcomer, Gourmethotels, Wellnesshotels, Service & Hospitality-Hotels, Family Hotels, Cityhotels, nachhaltige Hotels, Skihotels und Chalets zusammengestellt.
Falstaff Hotel Guide 2021, Falstaff Travel GmbH, Broschur, 622 Seiten, ISBN 978-3200073227, 19,90 Euro |