Balzano, Das Leben wartet nicht
Flucht aus der Armut, vor kriegerischer Bedrohung oder nach Missernten ist kein neues Phänomen. Schon in der Spätantike gab es die sogenannte Völkerwanderung heterogen zusammengesetzter Gruppen. Damals waren es vor allem germanische Gruppen, die zwischen dem Einfall der Hunnen und dem der Langobarden im nördlichen Mittelmeerraum einwandern und kriegerisch den Zerfall des Römischen Reiches herbeiführen. Es gibt dabei durchaus Parallelen Zeit im späten 19. und 20. Jahrhundert und zur Jetztzeit, wobei die Wanderungsbewegung inzwischen globale Züge aufweist. Vor allem Italien spielt dabei eine große Rolle. In den 100 Jahren zwischen der Staatsgründung 1861 und dem Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre verließen 25 Millionen Italiener ihre Heimat – die größte Massenemigration der jüngeren Geschichte. Ein Hauptgrund war die Überbevölkerung durch Kinderreichtum und verbesserte Gesundheitsvorsorge. Auch inneritalienisch gab es viele Migranten, die von den verarmten Land in die reichen Städte des Nordens zogen. So schnell drehte sich das Blatt. War der Süden Italiens mit Kalabrien, Sizilien, der Basilicata und Apulien einst die Korn- und Gemüsekammer Italiens, so dominierte später das Kapital mit den Fabriken in Norditalien. |
Ninetto war noch ein Kind, als er allein von Sizilien nach Mailand kam, um Arbeit zu suchen. Ein furchtloser Junge mit der Sonne des Südens im Herzen. Obwohl er noch zu klein war für das Fahrrad, fand er sogleich eine Anstellung als Bote. Heute, über fünfzig Jahre später, erkennt sich Ninetto in den Neuankömmlingen aus China und Nordafrika wieder. Doch warum gehört er bis heute zu den Verlieren? Sein Leben in der Fremde hatte doch so gut begonnen. Auch die Neuankömmlinge haben dieselben Träume wie er damals. Und sie setzen alles daran, sie zu verwirklichen. |
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