Erkundungstour zwischen Belfort und Dijon
Der Löwe von Belfort
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Die Stadt mit dem Löwen
Den ersten Kontakt mit Belfort hatte ich im Schulunterricht, als uns der Lehrer die „Burgundische Pforte“ vorstellte, diesen nicht sehr weiten flache Sattel, der auf einer Höhe von rund 400 Metern Vogesen und Jura ebenso verbindet, wie das zur Nordsee führende Rheintal mit den über Ognon und Doubs als Zuflüsse des zum Mittelmeer führenden Tals der Saône. Normalerweise bilden die Alpen die natürliche Grenze zwischen Mittelmeer und Mitteleuropa. Außer ein paar hohen Pässen gibt es dort kein Durchkommen für Pflanzen und Tiere aus dem Süden, auch das Wetter reagiert sich stets an der Alpenbarriere ab, ohne sie mit voller Fracht passieren zu können. Neben dem Wiener Becken das einzige Einfallstor für Wetter, Tier- und Pflanzenwelt zwischen Mittelmeer und dem Norden. |
Doch generös war dieser Verzicht kaum. Bismarck wollte eine Grenze, die sich an der gesprochen Sprache orientierte, um die internationale Akzeptanz zu erhöhen und Frankreich von einer späteren Revision abzuhalten. So entstand letztendlich aus dem abgetrennten südlichen Sundgau vor 100 Jahren das französischsprachige Territoire de Belfort, mit seinen 610 Quadratkilometern das nach Paris das kleinste Departement Frankreichs. |
Ronchamp
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Ronchamp und seine berühmte Kapelle
Nur wenige Kilometer westlich von Belfort verlässt man schon das kleine Territoire de Belfort und erreicht das Departement Haute-Saône, das seinen Namen von dem gleichnamigen wichtigen Rhone-Zufluss hat, der dort entspringt. Rund 20 Kilometer westlich, kommt auf dem Hügel bei Ronchamp die 1955 eröffnete und von Le Corbusier erbaute Kapelle Notre Dame du Haut in Sicht, die schon seit seiner Erbauung als einer der wichtigsten Architekturikonen Frankreichs gilt. Der französisch-schweizerische Architekt schuf damit eine der berühmtesten Kirchen der Moderne. Eine spannende Raumgliederung und zahlreiche visuelle Metaphern hatten Vorbildcharakter und so wundert es nicht, dass die Kapelle seit 2016 offiziell zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Mit ihrem Sichtbeton gehört sie zum sogenannten Brutalismus. Ronchamp hatte bereits eine lange Tradition als Marien-Wallfahrtsort und nachdem der letzte Vorgängerbau im Zweiten Weltkrieg einem Angriff der Alliierten zum Opfer fiel, konnte man 1950 Le Corbusier nach einigem Zureden für den Neubau gewinnen. |
Der normale Eingang liegt dazwischen. Der Beton ist nach Süden hin durch 27 rechteckige Fenster mit farbigen Glas durchbrochen, zu denen Schächte durch den Betonkörper führen. Dort befindet sich auch die schön von Le Corbusier nach Vorlagen von André Maisonier emaillierte massive Haupttür, die nur an Pilgertagen geöffnet wurde. Rund um das Gebäude finden sich Unterkünfte für die Pilger und den Kaplan. |
Luxeuil-les-Bains
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Luxeuil-les-Bains ein alter römischer Badeort
Schon die alten Römer erkannten einige geothermische Vorteile der von ihnen eroberten Region Galliens: die Thermalquellen. Gut 30 Kilometer nordwestlich von Ronchamp erreicht man das an den Ausläufern der Vogesen gelegene Luxeuil-les-Bains. Inmitten von Laubbäumen kann die kleine Stadt auf ein reiches architektonisches Erbe setzen mit malerischen Stadthäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, wie dem "Spanischen Haus", dem "Vogtshaus", dem heute das Fremdenverkehrsamt des Ortes beherbergende Renaissance-Haus des aus dem Ort stammenden Cardinal Jouffroy mit seinem Balkon, dem ältesten Steinbalkon Frankreichs oder das mit Arkaden geschmückte „Haus Francois I.". Anders als der Name vermuten läßt, ist damit nicht der bekannte französische König gemeint, sondern François de la Palud, der erste auf diesen Namen hörende Abt des Klosters. |
Die heutige Kathedrale stammt aus der Gotik und wurde im 19. Jahrhundert von Eugène Viollet-le-Duc im Auftrag Napoleons III., der dort zusammen mit Kaiserin Eugénie eine Kur genoss, zusammen mit dem schönen Maison Francoise I. gründlich restauriert. Der Kreuzgang aus dem 15. Jahrhundert und andere Bauteile aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind noch erhalten. Bei Bauarbeiten auf dem zentralen Place de la Republique, auf dem bis zur Französischen Revolution die Kirche Saint-Martin stand, machte man eine unerwartete Entdeckung, als man auf rund 150 gut erhaltene Sarkophage aus der Antike und der Zeit der Merowinger stieß, die man seit letztem Jahr vor Ort im überdachten Ausstellungscenter L’Ecclesia Cite patrimoine als neuem Highlight der Stadt besichtigen kann. |
Montbeliard
Montbéliard - Das württembergische Mömpelgard
Ein paar Kilometer südlich von Belfort ist man bereits im Departement Doubs, dass seinen Namen dem gleichnamigen malerischen Saône-Nebenfluss verdankt, der auf einer längeren Strecke die Grenze zur Schweiz bildet. Besucher von Freudenstadt im Schwarzwald kennen zweifellos die im dortigen Zentrum um den riesigen Marktplatz vorherrschenden Bauten des württembergischen Renaissance-Architekten Heinrich Schickhardt, Der Hofbaumeister gilt als einer der wichtigsten Baumeister der Hochrenaissance und zahlreiche Schlösser, Herrenhäuser und Repräsentativbauten in Württemberg gehen auf ihn zurück. Auch Montbéliard, dass damals auf den hübschen Namen Mömpelgard hörte, gehörte bis 1793 400 Jahre lang zu Württemberg und Schickhardt baute dort neben anderen bedeutenden Bauten das Renaissance-Schloss in der Stadtmitte, das Vogtshaus und mit dem Temple Saint-Martin, die erste lutherische Kirche in Frankreich. |
Im Mittelalter fanden im Ort Messen statt, auf denen die Würste verkauft wurden, die von den Bauern des umgebenden Hochlands in den Tuyés ihrer Höfe geräuchert und gelagert wurden. Für die Fütterung der Schweine verwendete man dabei die Molke aus der Milchproduktion der berühmten Käse der Franche-Comté, dem Comté, dem Morbier und dem Mont d’Or. Diese besondere Masttradition dient beiden Sektoren und ist zudem ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und mehr Nachhaltigkeit |
Peugeot-Museum
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Sochaux - Wiege von Peugeot
Sochaux, ein Vorort von Montbéliard, war die Geburtsstätte des heute drittgrößten europäischen Autoherstellers Peugeot, der seit 2021 unter dem Namen Stellantis firmiert. 16.000 Menschen arbeiten dort und machen es zum größten Werk des Unternehmens in Frankreich. |
Peugeot erkannte die Vorzüge und den technischen Fortschritt des Fahrrads, stellte es zusammen mit seinem Vatter Eugène in der Familienwerkstatt her, machte es auf dem Kontinent bekannt und produzierte Ende der 1880er Jahre schon fast 20.000 Stück. 1889 präsentierte er dann auf der Pariser Weltausstellung das erste dampfgetriebene Dreirad und wurde damit zum Pionier und Visionär des Automobilbaus. In den folgenden Jahren ging es steil bergauf. Nach einer Fabrik in Audincourt entstand Anfang des 20. Jahrhunderts das Werk in Sochaux. |
Die Echellets de la Mort
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Die Échellets de la Mort Klettern mit Todesleiter
Viel ist nicht los, in diesem abgelegenen Tal des Doubs, der hier die Grenze zur Schweiz bildet. Da es keine Brücke über den Doubs gibt, liegt es etwas am Rand. Vielleicht liegt es aber auch an dem Dauerregen, der auf uns niederprasselt. In Sochaux habe ich mit zusammen mit einem Kollegen einen Peugeot geschnappt und wir haben uns auf den Weg zum nächsten Ziel gemacht. Nach einem kurzen Stück auf der Autobahn geht es hinein in die Berge und nach gut einer Stunde erreichen wir auf einer kurvigen und engen Straße hinunter ins Tal den Grenzfluss. |
Bekannter ist der Ort allerdings wegen seiner geräucherten Wurst aus Schweinefleisch, der Saucisse de Morteau, die auch Belle de Morteau genannt wird. Sie wird aus den traditionell gemästeten Schweinen der umgebenden Hochebenen und Berge des Jura gewonnen, stark gewürzt und anschließend in den tuyés einen Tag bis eine Woche lang im Nadelholzrauch kalt geräuchert, wobei sie ihre Bernsteinfarbe erhält. Die Wurst und ihre typische zylindrische Form ist seit 2010 als IGP herkunftsgeschützt. Zu Weihnachten landet oft als Spezialität die dickere Version Jésu de Morteau auf dem Festtisch. Vor dem Verzehr muss die Wurst noch gegart werden. Wer im August die Stadt besucht, kann sie beim jährlichen Wurstfest, der Fête de la Saucisse probieren, wo sie mit einem großen Umzug gefeiert wird. |
Tuye de Gyby Papy
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Die Tuyé de Gaby Papy - hier räuchern die Würste
Ganz in der Nähe liegt etwas oberhalb am Berg einer dieser Höfe, auf denen traditionell im Räucherofen Tuyé die Würste und Schinken geräuchert wurden und werden. Die vom Metzger Gabriel Marguet in den 1979er Jahren erbaute 18 Meter hohe Tuyé de Papy ist aber etwas ganz Spezielles, denn er liegt in der selbsternannten République du Saugeans. Diese reicht bis ins Jahr 1947 zurück, hat ein Wappen, eine Hymne, eine Briefmarke, eine Währung, einen Zollbeamten, der – wenn er anwesend ist- Pässe ausstellt, und, seit Kurzem auf wieder eine eigene Sprache, Saugette. Mittendrin kann man hier Wurstwaren wie Saucisse und Jésu de Morteau, Schinken, Speck, geräucherte Rinderzunge und die leckere Cendrées du Papy Gaby von höchstem handwerklichem Niveau kaufen und die Räucherei auf einer Führung besichtigen. |
Ein paar Kilometer weiter liegt, rund eine halbe Stunde Fußweg vom Parkplatz entfernt, die Source de la Loue, die stärkste Karstquelle des Jura. Aus einer riesigen Höhle im Felsen strömt das Quellwasser, das unter anderem vom oberen Doubs, der bei Pontarlier teilweise im Karst versickert. Als 1901 die Absinth-Destillerie Guy in Pontarlier brande, strömten größere Mengen des dort produzierten Absinthes in den Fluss. Als die Anwohner einige Tage später den Anisgeruch der 15 Kilometer entfernten Louequelle merkten, vermuteten sie eine Verbindung, die sich bei späteren Versuchen, als man Farbe ins Wasser schüttete, bestätigten. Die kräftig der Quelle entströmenden Wassermassen haben mächtige, steile Stufen in die umgebenden Kalksteinschichten geschnitten. |
Pontarlier
Pontarlier die Heimat des Absinthes
Dank der Lage in der Nähe der Schweiz und in der burgundischen Pforte spielte Pontarlier schon früh eine wichtige Rolle für den Handel zwischen Nord- und Südeuropa und entwickelte sich im Mittelalter zu einem Handelszentrum. Im 19. Jahrhundert wurde der Ort zum Zentrum der Absinth-Produktion, als 1805 Henri-Louis Pernod dort die erste Absinth-Destillerie eröffnet. Sie fand im Laufe der Zeit große Popularität fand diese Spirituose, die traditionell mit Wasser vermengt getrunken wird, in der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert in Frankreich. Um 1860 trank man kein Bier am Feierabend, sondern einen Absinth, der ausgesprochen billig war, günstiger als Wein. Zu den berühmten Absinth-Trinkern aus der notorisch klammen Boheme zählen Baudelaire, Gauguin, van Gogh, Hemingway, Poe, Rimbaud, Toulouse-Lautrec und Wilde. Doch da das Getränk den Ruf hatte, wegen seines Thujon-Gehalts abhängig zu machen und schwere gesundheitliche Schäden hervorzurufen, wurde es 1914 erst in Frankreich und später in anderen Staaten verboten. Da die zum Verbot führende Untersuchung sich in späteren Studien nicht bewahrheitete, ist Absinth seit gut zwei Jahrzehnten in den meisten europäischen Staaten wieder erhältlich. In Pontarlier tötete das Verbot die Produktion und der Wirtschaftszweig spielte bis 2001 keine Rolle mehr, als Pernot Fils 2001 wieder mit der Produktion begann. |
Das Ritual seiner Zubereitung wurde immer raffinierter. Es gab die speziellen Gläser, mit Markierung, die zeigten, wieviel Absinth in das Glas gehörte, es gab Unterteller mit den Preisangeben, wie heute beim Floating Sushi, Karaffen für das eisgekühlte Wasser und natürlich den Brouilleur, den man aufs mit Absinth gefüllte Glas setzte, mit Eis füllte, das dann durch ein kleines Loch ins Glas lief. Ein Highlight war die Absinthe Fontaine, ein Wasserspender, der am Tresen stand oder an den Tisch gebracht wurde, um den Absinth zu verdünnen. |
Salinen von Salins-les-Bains
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Alte Salinen in Salins-les-Bains
Nach ein paar Kilometern erreichen wir das bereits erwähnte Salins-les-Bains an der Loue. Wie der Name schon verrät, war Salz das wichtigste Handelsgut der kleinen Kurstadt, denn unter der Stadt entspringen zahlreiche salzhaltige Quellen. Einige Forscher sehen in dem schon zu keltischer Zeit bedeutenden Ort das von Caesar beschriebene Alesia, wo er im Jahr 52 vor Christus gegen Vercingetorix kämpfte und die gallischen Truppen vernichtend schlug. Nach dem Niedergang entwickelte sich der Ort im Mittelalter immer weiter zum wirtschaftlichen Mittelpunkt der Franche-Comté. Mit der Annexion durch Frankreich durch den Sonnenkönig war es damit vorbei und Besançon wurde Hauptstadt. Doch behielt der Ort seine Salzindustrie, die modernisiert und ausgebaut wurde. Als der Architekt Claude-Nicolas Ledoux unter Ludwig XV. die Region besuchte, stellte er die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Saline fest und erhielt vom König, als Inhaber sämtlicher Salinen des Landes den Auftrag, eine weitere Salinenanlage im 30 Kilometer entfernten Wald von Chaux zu errichten, mit der Sole aus Salins: den Salines Royale im heutigen Arc-et-Senans. |
Ein absoluter Höhepunkt der Stadtbesichtigung ist die Saline, die bis zu ihrer Schließung 1962 auch wirtschaftlicher Mittelpunkt der Stadt war. Schon im frühen Mittelalter bekannt, waren sie lange im Besitz der Herzöge von Burgund, bevor der französische König sie sich aneignete. Heute dient die dort gewonnenen Sole nur noch den Kureinrichtungen mit dem Thermalbad. |
Salines Royales
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Die Salines Royales : Revolutionsarchitektur
Es waren utopische Ideen, die Ledoux bei seinen Planungen für die königlichen Salinen mitten in einem Waldgebiet antrieben und ihn zum Fürsprecher einer rationalistisch-fantastischen Urbanistik werden ließen. Ich hatte die Bauten beim Kunstgeschichts-Studium im ersten Semester kennengelernt, doch erst jetzt, nach vielen Jahren, sah ich sie erstmals mit eigenen Augen. Ledoux war einer der wichtigsten Vertreter dieser als Revolutionsarchitektur benannten Phase des Klassizismus. Es sollte eine sprechende Architektur werden, die er dort entwarf. 1775 wurde der Grundstein gelegt, 1778 waren die Salinen fertig und sollten eines der bedeutendsten realisierten Bauprojekte dieses Stils bleiben. |
Beim Folgeentwurf kannte Ledoux bereits den Bauplatz und straffte die Arbeitsabläufe der Saline. Die Bauform sollte aufgelockert sein, um Brände zu verhindern und die Belüftung zu verbessern. So entstand die Idee einer kreisförmigen Anlage, mit Bauten, die wie Radspeichen um einen zentralen Pavillon angeordnet sind. Letztendlich brauchte Ledoux dank des als Ludwig XVI. nachfolgenden Enkels nicht auf seine Säulen und die repräsentative Ästhetik verzichten und es entstand eine halbkreisförmig angelegte Abfolge der Gebäude der Anlage. Der imposante Sitz des Direktors mit seinen massiven Rustika-Säulen besetzt dabei den zentralen Punkt und demonstriert dessen vom absolutistischen König verliehene Macht und macht die hierarchische Ordnung trotz aller ästhetischer Schönheit noch heute spürbar. Wie wertvoll das "weiße Gold" im 18. Jahrhundert war, kann man erahnen, wenn man an die strengen Kontrollen denkt, die beim einzigen Zugang zur Saline jeden einzelnen Arbeiter bei den sechs dorischen Säulen kontrollierten. |
Dole
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Dole - malerischer Geburtsort von Louis Pasteur
Nur 30 Kilometer fährt man durch den mächtigen Wald von Chaux ins malerische Städtchen Dole am Ufer des zum Rhein-Rhone-Kanals kanalisierten Doubs. Vor 200 Jahren wurde dort der Chemiker Louis Pasteur als Sohn aus einer Gerberfamilie geboren. Pasteur gilt als einer der Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie, der auf den Forschungen Robert Kochs aufbauend entscheidende Beiträge zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten durch Impfung geleistet hat, gegen die auch damals schon eine gewisse Skepsis herrschte. |
Zauberhafte Landschaften mit weidenden Kühen, wunderschönen Laubwäldern und vorbei an alten Kirchen, Klöstern, Burgen und Schlössern. Auch Anfänger können dort schnell auf den ruhigen Gewässern Erfahrungen sammeln. Der natürliche Flussverlauf lockt mit nur wenigen Schleussen, immer wieder gibt es in den Sommermonaten Bademöglichkeiten und in den schönen Weinbauregionen am Ufer lockt auch immer eine erstklassige Gastronomie. |
Romanee Conti
Das Kloster Citeaux - Heimat der Zisterzienser
Von Dole aus ist es nur ein Katzensprung ins historische Burgund, das Ende 2015 mit der Fusion mit der Franche-Comté zur Bourgogne-Franche-Comté sein Ende fand. Das alte renommierte Herzogtum hatte schon die Französische Revolution davongefegt. Die Saône schlängelt sich wenige Kilometer westlich durch die Landschaft und kurz bevor wir die dem Department namensgebende Côte d’Or erreichen, deren Burgunder-Weine zu den besten der Welt gehören, lockt uns der Hinweis auf ein Kloster, dass wir auf der Fahrt passieren an: Cîteaux. Hier liegt also das Mutterkloster aller Zisterzienserinnen und Zisterzienser. Gegründet wurde es vor mehr als 900 Jahren von dem Benediktiner Robert von Molesme, der zusammen mit zwanzig Brüdern einen Neuanfang wagte. Der Grund dafür lag an der mächtigen rund 100 Kilometer südlich gelegenen angesehenen Abtei Cluny. Dort hatte man es nach zahlreichen Spenden, Stiftungen und Erbschaften nicht mehr so eng gesehen mit der Einfachheit des monastischen Lebens. Von der „eigenen Hände Arbeit“ zu leben, war verpönt. |
Gerade einmal rund 5.000 Flaschen keltert das Weingut aus den mehr als 50 Jahre alten Reben. Ausreichend, denn die Weine aus der prestigeträchtigste und teuersten Grand-Cru-Lage im Burgund kosten pro Flasche gerne so viel wie ein Mittelklassewagen. Bei solchen Preisen mag man sich den Wert des hinter dem Steinkreuz liegenden Lands gar nicht vorstellen, doch ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit das wertvollste Ackerland der Welt. Manche Parzellen hier sind wie der wertvolle Weinberg komplett von einer Mauer umgeben. Man spricht dann von einem „Clos“, der nur durch die teils majestätischen schmiedeeisernen Tore zu betreten sind, auf denen der Name des stolzen Eigentümers prangt. Selten geworden sind in der Neuzeit leider die alten Cabottes, kleine Unterstände aus Trockensteinmauern, die den Arbeitern im Weinberg einen Schutz vor Regen bot. |
Clos de Vougeot
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Das Châteaux Clos de Vougeot
Fast in Sichtweit des Weinbergs von Romanée-Conti liegt etwas weiter nördlich das alte Châteaux du Clos de Vougeot, dass im 12. Jahrhundert von den Mönchen von Cîteaux inmitten der Reben gegründet wurde. Der dort erzeugte Rotwein ist ebenfalls ein Grand Cru mit eigener Appellation, mit 51 Hektar am Stück die größte Grand Cru-Lage. |
Ihr Symbol ist der Tastevin, die historische silberne Weinprobierschale. Immer wieder werden Politiker und Prominente wie Helmut Kohl, Luis de Funès, Willy Brandt oder Franz Joseph Strauß medienwirksam als Ritter oder Kommandeur in die Bruderschaft aufgenommen. Neben geführten Touren kann man das Schloss auf eigene Faust erkunden oder bei einem Verkostungsmenü die Weine des Weinguts kennenlernen. |
Hotel-Dieu in Beane
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Die Weinversteigerung im Hôtel-Dieu in Beaune
Jedes Jahr im November versteigert die Bruderschaft von Sotheby`s die jungen Weine der Hospices de Beaune im malerischen nur knapp 20 Kilometer entfernten Hôtel-Dieu in Beaune. Diese dreitägige Versteigerung der Jungweine ist der größte Wohltätigkeitsverkauf der Welt und lockt Menschen aus aller Welt ins Burgund. 2015 wurden die Parzellen der burgundischen Weinbaugebiete, die sogenannten Climats, nach langjährigem unermüdlichem Kampf vieler Weinliebhaber aus dem Burgund und dem Rest der Welt, in die Liste des UNESCO-Welterbe aufgenommen. Wie Romanée-Conti und Clos de Vougeot sind Climats kleinflächige Weinlagen, die man oft schon seit Jahrhunderten unter demselben Namen kennt und die eine eigene Identität zeigen – kulturell, historisch, vom Terroir, der Ausrichtung des Hangs und des Mikroklimas. |
In der Kapelle hing einst Das Jüngste Gericht, der weltberühmte Flügelaltar des Flamen Rogier van der Weyden, das heute in einem anderen Saal gezeigt wird und Rolin und seine Frau Guigone als Stifter präsentiert. Diese überaus prächtige Ausstattung wählte Rolin, um das Hôtel-Dieu zu einem der schönsten Hospitäler in Frankreich zu machen. Inspiriert hatten ihn dazu seine zahlreichen Reisen in Flandern. Seine Großzügigkeit bei dem Bau erstaunte alle, die seine Neigung zum Reichtum kannten. König Ludwig XI. bemerkte bissig: „Der Mann, der zu Lebzeiten die Armut so viele Menschen verursachte, ist wohl schuldig, ihnen nach seinem Tod eine Zuflucht zu hinterlassen.“ |
Grabmal Philipps II. des Kühnen
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Dijon - Hauptstadt des Burgunds
20 Kilometer nördlich von Clos de Vougeot liegt mit Dijon die alte politische und gastronomische Hauptstadt des Burgunds. Weltbekannt ist der Senf, der allerdings nur eine von vielen lokalen Spezialitäten der Stadt ist. Bei meinem ersten Besuch in Studienjahren hatte uns der Bürgermeister zu einem Glas Kir ins Rathaus gebeten, bei dem eine Créme de Cassis aus schwarzen Johannisbeeren mit dem beliebten Weißwein Aligoté aufgespritzt wird. Die Edelvariante Kir Royal verwendet dafür Champagner. Feinschmecker lieben das Poulet Gaston Gérard, ein Huhn aus der nahen Bresse in Senfsoße. |
Am Platz liegt auch das einstige politische Machtzentrum Burgunds: der Herzogspalast. Heute beherbergt der mächtige Komplex das Rathaus der Stadt und das Musée des Beaux-Arts. Dort geben sich flämische Malerei, Skulpturen aus dem 19. Jahrhundert und dekorative Kunst ein Stelldichein und auch die Sammlung moderner Kunst ist beachtlich. Am beeindruckendsten ist aber für die meisten Besucher der Gardesaal mit den aus der Chartreuse de Champmol überführten Grabmälern der Herzöge des Burgunds. Am Grabmal Philipps II. des Kühnen arbeiteten zwischen 1385 und 1410 nacheinander einige der besten Bildhauer ihrer Zeit. In den Arkaden des Sockels haben sie sehr naturgetreu 41 pleurants genannte Trauernde versammelt. Das jüngere Doppelgrabmal für Johann Ohnefurcht und seine Gattin Margarete greift auf die Bildsprache des Grabmals Philipps II. zurück. |
Grabmal Philipps II. des Kühnen
(c) Michael Ritter
(c) Magazin Frankfurt, 2024