Zu Gast in Mochlos
„Der Weg ist das Ziel“ sagte Konfuzius. Das trifft teilweise auch zu für den gerade frisch renovierten Aldiana Club auf Kreta, den der Veranstalter seit diesem Jahr wieder im Angebot führt. Der Weg von Heraklion nach Mochlos im Osten der Insel ist geprägt von Olivenbäumen und Weinbergen am Wegesrand, dem Blick auf die hoch aufstrebenden Berge in Küstennähe und weiten Blicken über das Ägäische Meer. Über 30 Millionen Olivenbäume sollen auf Kreta stehen, gezählt hat sie niemand. Einige davon sind über 1.000 Jahre alt. |
Von Agios Nikolaos zweigt der Weg ab auf die Lassithi-Hochebene, die der ehemaligen Präfektur Ostkretas ihren Namen gab. Sie ist eine der landschaftlich reizvollsten Regionen der Insel. Die griechische Mythologie lies an ihren südwestlichen Rand Göttervater Zeus in einer Grotte das Licht der Welt erblicken. Auf dem Weg dorthin kommt man durch Kritsa. Der kleine Ort auf halbem Weg am Hang ist umrundet von Olivenbäumen und die örtliche Kooperative produziert aus den hochwertigen Koroneiki-Oliven, die dort seit Jahrhunderten wachen bestes Olivenöl. Vor einigen Jahren konnten sie sich mit ihrem Gaea Kritsa Olivenöl beim renommierten Internationalen Olivenöl-Wettbewerb in Madrid sogar gegen alle Mitbewerber aus Spanien, Italien und dem Rest der Welt durchsetzen und wurden zum besten Olivenöl der Welt gewählt. |
Oliven und Luxusquartiere
Geerntet werden die Oliven vom November bis März, zu einer Zeit, wenn kaum noch Touristen auf der Sonneninsel sind. Dann sammelt das ganze Städtchen mit. Schon im Herbst werden große Planen und Netze unter die Bäume gelegt, um die herunterfallenden Oliven aufzufangen. Mit den traditionellen Bambusstöcken sieht man kaum noch jemand. Meist sind es moderne Elektrorechen mit denen die reifen Früchte geerntet werden. Dann werden sie in Jutesäcke gepackt und in wenigen Minuten in die Olivenpresse von Kritsa gebracht, wo die Blätter aussortiert werden und die Oliven gewaschen und zerstampft werden, um das gegehrte Jungfernöl zu gewinnen. |
Wer nicht den Weg auf den Hügel wählen möchte, findet es auch in den Lädchen in Agios Nikolaos. |
Zu Gast in Mochlos
Wer weiter zwischen Bergen und der wild bewegten Küste in Richtung Sitia fährt, erreicht etwas später, wo riesige Maschinen den vorspringenden Felsen abbauen, den Abzweig ins idyllische Fischerdörfchen Mochlos. Ganzjährig wohnen hier meist nur noch Alte, doch ab dem Frühjahr strömen Sonnenhungrige in die Buchten rund um das Örtchen. ganzjährig dort, die Jugend zieht es auch hier in die quirlige Inselhauptstadt Heraklion oder weiter nach Athen. |
Und wie im Buch braucht es nicht viel mehr als diese typsichen griechischen Stühle auf der Terrasse der Taverne, um Urlaubsgefühle aufkommen zu lassen. Der Tresterbrand ist nicht zu verwechseln mit dem Anisschnaps der Türken, welche die Insel 1669 von den Venezianern eroberten und bis Ende des 19. Jahrhunderts beherrschten. Mit dem Raki stellt er rasch ein paar Tellerchen Meze auf den Tisch. Das deutsche Wort „Appetithäppchen“ übersetzt das Ganze nicht vollständig, sondern waren ursprünglich eine nette Geste der Gastfreundschaft. Heute, mit dem Tourismus bietet Giorgios kleine Leckereien wie Hackfleischbällchen, Zaziki, Auberginensalat, Fischsalat, Kichererbsenpüree, Garnelen, Oktopus und Sepia an, die auch von den Gästen des nahen Clubs, die am Abend herüberpilgern, gerne zu einer ordentlichen Fasche Wein oder zum Bier genossen werden. |
Rake-Destillen und ein Aldiana-Club
Den Schnaps hat er mit ein paar Freunden in einer kleinen Destille auf dem Land selbst gebrannt, die man nur auf verschlungenen Wegen erreicht. Als wir später dorthin wandern, wundern wir uns über die Vegetation, die man den kargen Böden abgetrotzt hat. Olivenbäume stehen neben Weinreben, Tomaten neben Bohnen und Artischocken. Alles was man für die köstlichen Gerichte benötigt. Vorbei geht es an Akanthus am Wegesrand, der einst Vorbild war für die korinthischen Kapitelle der Tempel, vorbei an alten venezianischen Türmen, an Steinmauern, mit denen man das Gemüse gegen den teils kräftigen Wind vom Meer her schützt. Wenn man Giorgios darum bittet, serviert er auch dort ein rustikales Mahl im Olivenhain. Gekocht wird allerdings alles in seiner Taverne in Mochlos. |
Auf halben Weg zwischen Taverne und Distille liegt der Aldiana Club. Erst in diesem Jahr hat der Premium-Anbieter von Club-Urlaub aus dem Hause Thomas Cook den Club nach mehreren Jahren Gastspiel eines französischen Anbieters und folgender 4-Millionen- Renovierung wieder übernommen. Aldiana-Geschäftsführer Peter Wennel eröffnete damit am 1.Mai seinen zehnten Club. Die Auslastung ist schon in den ersten Monaten befriedigend. „Am nächsten Wochenende sind wir ausgebucht“ freut sich Wennel. Der Stil der Anlage ist typisch griechisch: weiß getünchte Häuser mit blauen Türen und Fenstern liegen zwischen Meer und den dahinter aufstrebenden Bergen. 170 Hotelzimmer, Bungalows und Familienzimmer bieten allen für deutsche Urlauber wichtigen Komfort: Föhn,Klimaanlage, Safe, Minibar und Satelliten-TV mit deutschen Sendern.. Vor dem Restaurant und der darunter liegenden großen Bar liegt der Pool mit Kinderbecken und direkten Meerzugang in einem sicheren Hafenbecken. Clubchef Rene ist schon Anfang des Jahres aus Tunesien auf die Mittelmeerinsel gekommen und arbeitet seitdem daran, den Service auf das gewohnte Aldiana-Niveau zu trainieren. |
Urlaub unter Freunden
Wie in den anderen Clubs in den Flugreisezielen bietet Aldiana ein rundes All Inclusive-Angebot mit umfangreichen Sport- und Wellness-Angebot. Wer mit dem Mountainbike auf Tour gehen will, sollte allerdings viel Praxis mitbringen, sonst wird er sich schnell langweilen oder überfordern. Besser geeignet ist der Club für einen Tauchkurs im blauen Meer, das Tennisspiel auf einem der vier Plätze oder das Bogenschießen und eine Lektion im Beachvolleyball. Sehr gepflegt und schön ist die Sauna mit großem Whirlpool. Auch Wellness- und Kosmetikanwendungen gibt es – allerdings nicht „all inclusive“. |
„Urlaub unter Freunden“ ist der Slogan Aldianas und man versucht dies mit auch beim Essen zu berücksichtigen. Da gibt es selbst gebackenes frisches Brot, frisch gepressten Orangensaft und man kann den Köchen an den Stationen beim Live-Cooking zuschauen. Damit die Würze stimmt hat man auf die Kulinarische Kompetenz von Peter Scharff zurückgegriffen, der sich verstärkt der Kräuterküche gewidmet hat. |
Ein Club auch für Kinder
Gut geeignet ist der Club auch für Familien. Kinder und Jugendliche werden im Flipperclub und den anderen Betreuungseinrichtungen ganztägig betreut. In den Ferien gibt es für sie spezielle Programme. Der Premium-Charakter des Clubs wird durch Workshops mit Sportstars und Meisterköche unterstrichen. In der kühleren Winterzeit von November bis Ostern ist der Club geschlossen. |
Ob ein Yoga Workshop mit Schauspielerin Dorina Maltschewa, oder eine Gourmetwoche, bei der man einem Meisterkoch über Gut 10 Tage bleibt der Durchschnittsurlauber, kürzer als früher, dafür, freut sich Wennel, käme er jetzt öfter im Club vorbei. Auch das Alter nimmt zu, denn Stammgäste wollen ungern fernbleiben. Jeder siebte Gast sei inzwischen 59 Jahre und älter, gesteht er ein, doch von „Senioren“ können man nicht sprechen, denn auch diese Gäste nützten das normale Sportangebot des Clubs. |
Lektüre für den Urlaub
Ein ideales Zeil also für alle jung geblieben im Osten der Insel. Wer sich schon mal einlesen möchte, dem sei der Baedecker Kreta und das Buch „Drei Stühle“ von Sigrid Wohlgemuth ans Herz gelegt. Darin 18 Storys, gespickt mit köstlichen griechischen Speisen und ihren Rezepten. Ein Buch für Genießer, Urlauber, Auswanderer und die, die noch davon träumen. Wenn´die blauen Stühle, die auf Kreta vor jeder Taverne stehen sprechen könnten, wüssten sie viel zu berichten. Die Autorin hatte sich schon 1996 ihren Herzenswunsch erfüllt und ist nach Kreta gezogen, wo siein Mochlos S Kochkurse für Touristen gibt und ihre Geschichten vom schlichten, aber genussvollen Leben schreibt. |
Eine gute Gesundheit sollte man allerdings mitbringen, denn der Club liegt idyllisch, aber auch fernab von der Zivilisation. Wer regelmäßig auf ärztliche Hilfe angewiesen ist, muss – wenn kein Arzt Urlaub im Club macht – schon mal bis zu einer Stunde warten, bis ein Arzt die anwesende Krankenschwester unterstützen kann. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024