Trüffelsuche in den Marken
Schon bevor die Sonne herauskommt macht sich Klaus Wilhelm Gérard mit seinen Hunden Attila und Leo auf der Jagd nach dem Diamanten der Wälder. Gérard ist „tartufaio“, ein Trüffelsucher. „Man findet Trüffeln fast das ganze Jahr über“, erzählt er begeistert. „Erst kommen die Frühjahrstrüffeln, die Bianchetti, die unter Pinien wachsen, dann ist Saison für die Sommertrüffel und am 1. Oktober fällt der Startschuss für die berühmte weiße Alba- oder Herren-Trüffel, die ich bis zum Jahresende sammeln darf, wenn es Zeit ist für die schwarze Wintertrüffel.“ Derzeit haben sie sich rar gemacht. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf den Preis, denn lange aufbewahren kann man diese Schätze nicht. „Bis zu 4000 Euro pro Kilo zahlt man zur Zeit beim Großhändler, fast doppelt so viel wie sonst.“ „Weiße Trüffeln sofort wegessen“ lautet das Motto des bärtigen Naturfreunds. Für oft zitierte Lagerungstipps in Marmeladengläsern oder gar Reis hat er wenig übrig. |
Im feuchten Lehmboden auf einer Höhe von 400 bis 600 Metern gedeiht sie. Der runde Pilz, der die Größe eines Apfels erreichen kann, richtet die Farbe seines zarten Fruchtfleischs an dem Baum aus, mit dem er in Symbiose lebt. Ist es bei der Pappel fast weiß, so geht es bei der Eiche und der Linde ins Hellbraune bis Rötliche über. „Früher hat man auch in Italien Schweine bei der Suche eingesetzt, doch die durchpflügen den Boden und verletzten dabei das Myzel, das die Reproduktion der Trüffel ermöglicht. Deshalb wurde die Suche mit ihnen 1982 verboten“. Entzündet hat sich Gérards Leidenschaft für die Trüffel an einem alten Kochbuch. Das Handwerk erlernte der Bayer, der gut Italienisch spricht, bei den wortkargen Sonderlingen seiner neuen Heimat. Heute ist er selbst gefragter Experte. Seine Hunde hat er selbst ausgebildet. „Die Kinder haben sich immer über die Überraschungseier gefreut. Ich habe die gelbe Kapsel darin mit Trüffelresten gefüllt, sie angebohrt und die Hunde damit spielen lassen“ verrät er seinen Trick. Wenn der erfahrene Attila im Wald eine Trüffel erschnuppert, die 10 bis 50 Zentimeter tief im Boden versteckt ist gibt er ein Zeichen und lässt sein Herrchen graben. Der junge Leo buddelt sie auch schon mal aus und apportiert sie. Nur reife Trüffeln verströmen das Sexualhormonen ähnelnde Gas, das die Hunde anlockt. Oft wachsen die Trüffeln in feuchten, lehmigen Hängen. Mehr als einmal ist Gérard bei der Suche darauf ausgerutscht. „Wenn ich dann schlammbedeckt zum Espresso in die Bar komme gucken die Leute immer.“ Warum er bei Dunkelheit losgeht, wegen der anderen Trüffelsucher, denen man seine Stellen nicht verraten will? Auch, sagt er, doch eigentlich wegen der Hunde, die im feuchten Morgennebel besser riechen können als wenn die Mittagssonne den Boden aufwärmt. Ganz ungefährlich ist die Trüffelsuche nicht. Mal wird ein Hund vergiftet, mal ein Auto zerstört, doch meist geht es recht zivilisiert unter den tartufaios zu. 30 bis 40 Trüffeln bringt er von seinen Ausflügen meist mit, meist kleine Knöllchen, aber ab und zu auch Prachtexemplare, wie die 537 g schwere Trüffel, mit der er vor Jahren seinen eigenen Rekord aufstellte. |
Fünf schwarze und zwei weiße Trüffelsorten wachsen in den Marken („die größte Trüffelvielfalt Europas“). Jede dieser Sorten, die alle den lateinischen Familienamen Tuber (Schlauchpilz) gemein haben, hat bevorzugte Bäume, mit deren Wurzelwerk sie über das verästelte Myzel eine Symbiose bilden. Das erlaubt die gezielte Anlage von Trüffelhainen, in die mit Trüffelsporen geimpfte Setzlinge gepflanzt werden. Wenn alles gut geht, wachsen nach 7 bis 15 Jahren die ersten Trüffeln. Das haben einige Landbesitzer getan, schließlich gab es dafür gute EU-Zuschüsse und freuen sich jetzt über tuber melanosporum, die vielseitige schwarze Norcia-Trüffel. Doch beim begehrten tuber magnatum, dem weißen Trüffel, funktioniert dieser Anbau nicht. |
Servicetipps
Anreise:
Auf der Autobahn via Milano oder Brennerautobahn A22 Bozen nach Verona, weiter nach Bologna. Dann auf der Adriatica über Rimini nach Ancona.
Mit dem Flugzeug bis Ancona Falconara (ca. 20 km entfernt). Mit der Bahn: München – Bologna - Ancona
Unterkünfte:
Hotel Federico II (4 Sterne)
Via Ancona 100 - 60035 Jesi (An)
Tel. +39 0731211079 -
Fax +39 073157221 -
info@hotelfederico2.it
www.hotelfederico2.it
Appartments Poggio Antico
Ortsteil Santa Lucia
60037 Monte San Vito
Tel: (+39) 071 740072
Fax (+39) 071 7489699
E-mail: info@poggio-antico.com
www.poggio-antico.com
Restaurant:
Antico Albergo Ristorante Furlo
Via Furlo 60
61040 Passo del Furlo di Acqualagna (PU)
Tel +39 0721 700096
Fax +39 0721 700117
info@anticofurlo.it
www.anticofurlo.it
Trüffelmessen:
Fiera Nazionale del tartufo in Acqualagna
Oktober/November
www.acqualagna.com
(c) Magazin Frankfurt, 2024