Verdis Messa da Requiem in Bad Hersfeld

Verdia Messa da Requiem als erstes "Opern"-Konzert unter der Intendanz von Dieter Wedel in der Stiftsruine mit 100 Sängerinnen und Sängern, großem Orchester und Ben Becker auf der Bühne.

Verdis Requiem eine Oper? Ja, wenn man dem großen britischen Verdikenner Julian Budden folgen möchte, der sagte „In Verdis Requiem floss das gesamte musikalische Können ein, das er sich bei der Komposition von sechsundzwanzig Opern erworben hatte. Es ist seine größte Oper - ohne die Zwänge einer Bühnenhandlung!“ Am vergangenen Samstag und heute erwartet die Besucher eine ganz besondere Aufführung des Requiems in der wunderbaren Kulisse der Stiftsruine: Rund 100 Sängerinnen und Sänger, 80 Musikerinnen und Musiker und vier Solisten erfüllten die Stiftsruine mit einem unglaublichen Klang. Die Musik wurde ergänzt und vertieft durch von Ben Becker gelesene Texte aus dem Alten Testament und aus Werken der Weltliteratur, die sich auf Verdis Werk beziehen. Intendant Dieter Wedel sagt zu der Entscheidung für das Requiem im Festspielprogramm: „Der Gesang bezieht sich eher auf das Leben, es ist kein Totengesang. Außerdem ist die Religion immer auch ein Element der Festspiele.“ Über Ben Becker sagte Wedel: „Er gehört zu den letzten Titanen. Er ist ein ‘Wahnsinniger’ im besten Sinne. Wir müssen das ausnutzen, dass es solche Schauspieler noch gibt. Wir bieten hier eine Zusammensetzung und ein Erlebnis, das es so nie wieder geben wird.“

Becker hat das Engagement gerne angenommen. Den Kollegen von der Hersfelder Zeitung verriet er im Vorfeld: „Das Requiem ist ein Abgesang, daher beschäftige ich mich mal wieder mit biblischen Texten. Ich gehe aber zum ersten Mal die Offenbarung an. ... Zu einem Abgesang, einem Sterben gehört aber immer auch die Geburt. Ich wünsche Leuten, die ins Theater gehen immer viel Freude. Freude beinhaltet auch etwas Trauer. Ich denke, unsere Aufführung wird sich wohlig anfühlen. Die Leute sollen traurig sein, sich freuen und das Leben lieben.“

„Zum Klangerlebnis“ sagt der Musikalische Leiter und Dirigent Ulrich Manfred Metzger, „werden auch die Solisten beitragen. Alle sind erfahrene Opernsänger, nicht nur Konzertsänger und haben auf großen Bühnen der Welt bewiesen, was sie können.“ Mit Evelina Dobraceva (Sopran), Constance Heller (Mezzosopran), Sung Min Song (Tenor) und Tobias Schabel (Bass) gelang es renommierte Künstler zu gewinnengewonnen, die bereits an der Mailänder Scala, dem Bolschoi Theater oder an der Berliner Staatsoper Unter den Linden aufgetreten sind.

Giuseppe Verdis Requiem gehört zu den persönlichsten, eindringlichsten Werken des großen Opernkomponisten. Zeit seines Lebens rang Verdi mit dem Glauben an einen strafenden Gott, wie ihn sich die Kirche vorstellte, all seine Zweifel und Hoffnungen auf einen gütigen, vergebenden Gott machte er in darin hörbar. Eine Messe in Erinnerung an die Toten, aber vor allem eine Messe für die Lebenden – kennzeichnend für dieses Werk ist seine Abweichung von der liturgischen Konvention am Schluss: Verdi fügte ein LIBERA ME ein, die letzten Worte sind die Bitten um „Befreiung“.

Der Hessische Konzert & Festspielchor ist der neu gegründete Chor der Bad Hersfelder Festspiele mit Sängerinnen und Sängern aus Frankfurt, Marburg und Bad Hersfeld unter der künstlerischen Leitung von Ulrich Manfred Metzger. Über den Chor ist der Landesjugendchor Hessen erstmals Kooperationspartner der Festspiele, ebenso wie weitere Choristen aus der polnischen Region Wielkopolska. Der Chor wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Die internationale Ausrichtung des Konzertes zeigt sich auch in der Orchesterbesetzung mit 80 Musikern, die aus einer engen Zusammenarbeit mit dem Karlsbader Sinfonieorchester und dem Brünner Orchester Virtuosi Brunenses hervorgeht.
Die zweite und letzte Aufführung findet am 8. August 2016 um 20.30 Uhr in der Stiftsruine statt.

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