Strauss, Letzte Lieder/Alpensinfonie
Im vergangenen Jahr war Strauss-Jahr. Allerorten wurde der Komponist gefeiert und mancher hat in Salzburg bei den Osterfestspielen Christian Thielemann und seiner Staatskapelle Dresden beim ein oder anderen Strauss-Konzert beiwohnen können, denn ausverkauft war es - anders als vielfach in den Vorjahren - nicht. Einiges davon ist bereits auf den Markt gekommen, wie die umstrittene Arabella. Jetzt hat Naxos mit den letzten Liedern und der Alpensinfonie nachgelegt. Richard Strauss hatte mit der Staatskapelle Dresden eine über 60jährige enge Zusammenarbeit verbunden. Thielemann, als einer der gefragtesten Strauss-Dirigenten unserer Tage ist als derzeitiger Chef des Traditionsorchesters an der Elbe, ist auch bei dem im Juni entstandenen Mitschnitt seinem Stil treu geblieben. Neben Strauss stand dabei auch Wolfgang Rihms "Ernster Gesang" und dessen Orchestrierung des Strauss-Liedes "Malven" auf dem Programm. Vielleicht fährt diese Produktion das Beste auf, was derzeit in Sachen Richard Strauss und Wolfgang Rihm zu hören ist. Strauss-Freunde werden vermutlich über den Rihm-Prolog hinweghören und dürfen sich auf eine wundervolle Jahrhundertsopran Anja Harteros freuen und ihre innige und fast entschwebte Interpretation der Lieder freuen, die Thielemann feinfühlig begleitet. Die Staatskapelle ist dabei als farbenfroher Begleiter zu hören und schafft mit ihrem Klang eine einzigartige Atmosphäre. Die Aufnahme ist mit kluger Bildregie technisch perfekt aufgezeichnet worden und macht es dem Puristen leicht alle Töne zu hören und zu sehen.
Die folgende in seiner Heimatstadt Garmisch-Partenkirchen entstandene Alpensinfonie ist monumental instrumentiert. Leider hat man nur selten die Gelegenheit, eine Livedarbietung dieser extrem üppig besetzten Sinfonie mitzuerleben: zwei Harfen, 16 Hörner, vier Posaunen, zwei Basstuben, ein Heckelphon, Orgel, Celesta, große Trommel, Pauke, Windmaschine, usw.: Wer das einmal gesehen hat ist meist begeistert. Thielemann lässt hier die Natur sprechen. Es wirkt ursprünglich-entfesselt und die Musiker des Orchesters kommen daran an ihre Grenzen, ohne se aber zu überschreiten. Einen Trumpf besonderer Art hat Christian Thielemann mit Wolfgang Rihms Orchesterstück „Ernster Gesang“ im Ärmel. Er ruft damit in Erinnerung, wo dieser Komponist seine musikalischen Wurzeln hat und als schöner Bonus kommt dann auch noch die durch Rihm frisch orchestrierte Fassung des StraussLiedes „Malven“. 103 Minuten Musikgenuss vom Feinsten. Der Neue Merker schrieb sehr zutreffend "Ein herausragendes Ereignis in einer Zeit in der ein großartiges Musikerlebnis das nächste jagt."
(c) Magazin Frankfurt, 2024