Der aus Lettland stammende und schon vor dem Ende des Zarenreiches wegen des Antisemitismus in Russland mit seinen Eltern in die USA ausgewanderte Mark Rothko gehört zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Mit über vierzig seiner Hauptwerke bieten die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien und der begleitende Katalog aus dem Verlag Hatje Cantz einen Überblick über Rothkos gesamtes Schaffen und beschäftigen sich mit Vorstellungen des Heiligen, Geistigen, Tragischen und Zeitlosen.
Berühmt wurde Rothko als Protagonist des Abstrakten Expressionismus und Pionier der Farbfeldmalerei. Der Katalog schlägt einen Bogen von den frühen figurativen Arbeiten des großen Malers bis zu seinem bekannten Spätwerk. Mit schonungsloser Intensität hat Rothko eine Formdes menschlichen Dramas geschaffen, die sein Publikum bis heute bewegt und inspiriert. Gerhard Richter sagte über ihn: »Er war ein Mensch, der eine besondere Kunst für uns geschaffen hat, und niemand wird je wieder so malen wie er. Ich glaube, dass Rothko für die kommenden Jahrhunderte wichtig sein wird.«
Rothkos Leben ist gekennzeichet von einem tiefen Interesse für die Kunstgeschichte. Von seinen frühen Besuchen des New Yorker Metropolitan Museum während seiner Studienzeit, über seine ersten Begegnungen mit Rembrandt, Vermeer und der klassischen Kunst und Architektur, bis zu seinen Reisen nach Europa, widmete sich Rothko dem Studium historischer Kunst und Architektur. |
Die Reise dauerte fünf Monate und führte ihn von Paris über Venedig, Arezzo, Siena und Rom nach Florenz, wo er Michelangelos Biblioteca Medicea Laurenziana und die Fresken Fra Angelicos besichtigte. Entlang der gesamten Route studierten er und seine Frau Kirchen und die alten Meister. Es war die erste von vier Europareisen. Diese Aufenthalte umschlossen jene Periode seines Lebens, in der er seine bemerkenswertesten Werke schuf. Seine in Europa gesammelten Eindrücke uznd Erfahrungen hatten einen enormen Einfluss auf sein Denken und seine künstlerische Entwicklung.
Der Bildband zeigt nicht nur, wie Rothko von den Techniken der alten Meister lernte, sondern umfasst auch Teile seiner umfangreichen Schriften zu Kunstgeschichte, Mythos, dem Drama der menschlichen Existenz sowie Erklärungen zu seiner Auffassung von Malerei als Erfahrung. In der Gegenüberstellung von Rothkos Thesen und seiner künstlerischen Entwicklung vermittelt die Publikation neue Lesarten einiger seiner größten Gemälde. Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni 2019 im Wiener Kunsthistorischen Museum zu sehen. Der Werküberblick fokussiert die tiefgreifenden Auswirkungen von Rothkos erster Europareise im Jahr 1950. |