Mendelssohn-Bartholdy, Ein Sommernachtstraum
Theseus siegt über Amazonenkönigin Hippolyta auf dem Schlachtfeld und will sie heiraten. In die Hochzeitsvorbereitungen platzt ein Vater, dessen Tochter den Falschen liebt. Theseus soll die ungehorsame Hermia zum Tode verurteilen, doch diese flieht mit ihrem Liebsten Lysander in den Wald, verfolgt von seinem Nebenbuhler und dessen Ex-Freundin. Im selben Wald probt eine Handwerkergruppe ein Stück, das sie auf der Hochzeit ihres Regenten zeigen wollen. Auch die Elfenherrscher Oberon und Titania liegen sich in den Haaren und „Puck“ treibt sein anarchisches Unwesen …
Shakespeare verknüpft viele Handlungsebenen virtuos und macht aus der einleuchtend einfachen Komödie ein sehr komplexes und mehrdeutiges Stück. Zu Shakespeares Zeit galten die Feen als kalte, bösartige Wesen, die Menschenkinder stahlen und Wechselbälger hinterließen. Das Stück endet mit der Segnung der Menschenpaare durch Oberon und Titania: Alle Kinder, die den Ehen der leidgeprüften Paare entspringen, mögen gesund und glücklich sein. In Felix Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik wird diese Segnung zur großen, berührenden Geste. Anderswo gelingt es ihm – bei aller romantischen Leichtigkeit – immer wieder, die beunruhigende Mehrdeutigkeit des Sommernachtstraums durchklingen zu lassen. Die bodenständigen Handwerker, die schwirrend-gefährlichen Elfen, die emotional aufgewühlten Liebhaber werden so in Klänge übersetzt, die sowohl den burlesken Spaß der Komödie als auch die dunklen Rätsel dieser Sommernacht transportieren: unheimlich; komisch. Wer nicht bei 3sat oder im Residenzhof live bei den Salzburger Festpielen 2013 dabei war, der kann jetzt in die von Ivor Bolton und dem Mozartorchester Salzburg musiklaisch begleitetet Stück mit Michael Rotschopf und Caroline Eichhhorn in den Hauptrollen bei Naxos im Handel als DVD oder Blu-ray erwerben.
(c) Magazin Frankfurt, 2024