Bluthochdruck und Salz: Frühe Vorsorge hilft
Viele Menschen werden bereits als Kind an salzige Speisen gewöhnt. Eine Veränderung dieser Esskultur, die als wichtige Ursache für Bluthochdruck im Erwachsenenalter gilt, muss deshalb frühzeitig einsetzen. In einer Studie in China gelang es, über den Unterricht in der Grundschule das Essverhalten in den Familien zu ändern und den Blutdruck bei Kindern und Erwachsenen zu senken. Die Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL) betrachtet die Initiative als vorbildlich. Ähnliche Ansätze könnten auch in deutschen Schulen sinnvoll sein. Jedoch sehen die DHL-Experten das Problem in Deutschland vor allem in zu salzhaltigen Grundlebensmitteln. |
Der Salzkonsum von Kindern in Nordchina liegt im Durchschnitt um 40 Prozent über der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Menge von 5 Gramm pro Tag für Erwachsene. Erwachsene konsumieren dort sogar die doppelte Menge. „Bluthochdruck unter Erwachsenen ist in China weit verbreitet, Schlaganfall und Herzinfarkt sind häufige Todesursachen“, berichtet Professor Dr. Martin Hausberg, der Chef der Deutschen Hochdruckliga. Wie in den meisten Ländern sind auch in China Essgewohnheiten nur schwer zu verändern: „Internationale Studien, die auf eine Schulung der Erwachsenen zielen, waren bislang nur mäßig erfolgreich – unabhängig vom Land“, sagt Hausberg. |
Ein internationales Forscherteam hat deshalb in einer Studie Grundschüler in den Fokus genommen. In der der nordchinesischen Stadt Changzhi lernten alle Fünftklässler im Unterricht, dass zu viel Salz im Essen gefährlich ist und wie sie sich salzärmer ernähren können. Das Ergebnis der Studie: „Die Kinder haben das neu erworbene Wissen in die Familien getragen und tatsächlich das Koch- und Essverhalten der Erwachsenen verändert“, erläutert Professor Hausberg, „Am Ende des Schuljahres hatten die Kinder den Salzkonsum um ein Drittel und die Eltern um ein Viertel gesenkt.“
Dies hatte unmittelbare Auswirkungen auf den Blutdruck. Bei den Kindern sank der obere „systolische“ Blutdruckwert um 0,8 mm Quecksilbersäule (Hg), bei den Erwachsenen um 2,3 mmHg. Ein Unterschied von 2,3 mm Hg ist laut Professor Hausberg keineswegs banal: „Studien haben gezeigt, dass dies langfristig die Zahl der Schlaganfälle um 9 Prozent und die Zahl der Herzinfarkte um 5 Prozent senkt.“ In China würde dies nach einer Berechnung des Wolfson Institute of Preventive Medicine in London jährlich 153.000 Schlaganfälle und 47.000 Herzinfarkte vermeiden.
Auch in Deutschland ernähren sich Kinder und Erwachsene zu salzhaltig. Männer nehmen im Durchschnitt 9,0 Gramm und Frauen 6,5 Gramm Kochsalz am Tag zu sich. „Bei Kindern und Jugendlichen ist der Konsum häufig noch höher, da viele Snacks extrem salzhaltig sind“, berichtet Professor Hausberg: „In diesem Alter erfolgt eine Gewöhnung an salzhaltige Speisen, die später nur schwer verändert werden kann.“ Ernährungsthemen könnten daher auch in deutschen Schulen den Unterricht sinnvoll ergänzen, so der Vorsitzende der Hochdruckliga. So einfach wie in Nordchina sei die Situation in Deutschland jedoch nicht. „In deutschland kommt das Salz im Unterschied zu Nordchina kaum aus salzhaltigen Würzmitteln wie Sojasauce oder Bohnenpaste, sondern verbirgt sich meist in vorgefertigten Nahrungsmitteln, wie Käse, Wurst und Brot“, erläutert der Experte. Darauf möchten die meisten nicht verzichten. „Um den Salzkonsum in der Bevölkerung zu senken, muss auch der Salzgehalt in den Nahrungsmitteln reduziert werden“, fordert Hausberg.
(c) Magazin Frankfurt, 2024