Brandenburger Gasthausbrauereien
Da braut sich was zusammen!
In sieben Brandenburger Klein- und Gasthausbrauereien kommt das Bier auf kurzem Weg aus dem Sudhaus direkt zum Gast. Das stärkt die Artenvielfalt der Hopfenschorle und erst recht die Region. Zumal die Gastwirte dazu ermuntern, nicht nur das Bier, sondern auch die Gegend zu erkunden. Ein Beitrag von Hanne Walter |
Hilft dem Sauerkraut eigentlich auch Bier beim Angriff auf die Geschmacksnerven? Zuzutrauen ist Karola alles, denn sie ist die kulinarische Seele der kleinsten Brauerei Brandenburgs. Sie kocht ihre „Cuisine a lá Bière“ nach Lust und Laune und am liebsten mit Zutaten, die um die Ecke wachsen oder direkt vor ihrem Fenster im Kräutergarten. Die warmen Speisen werden, egal ob Fleisch, Gemüse, Soße oder Kartoffeln überwiegen, nach Gewicht bezahlt. Pro hundert Gramm 1,90 €. Man kann sich auch vom Meterbrot eine dicke Scheibe abschneiden, mit Schmalz oder Knoblauchbutter bestreichen und dazu die selbstgemachte Sülze kosten. Und wenn man schon fast am Platzen ist, bringt Carola ihren frischen Obsthefekuchen und man muss einfach zugreifen. Den Kaffee dazu verkneifen sich die meisten, denn es sind ja noch nicht alle Biere verkostet. Wie auch, 15 bis 20 verschiedene Biere braut Gernot Brätz im Jahr, darunter historische Plauer und Brandenburger Sorten. |
Angefangen hat er 1985 in einer Waschmaschine vom Typ WM 66 mit Leitungswasser. Doch zwischen dem damals entstandenen Gebräu und dem herzhaften „1912er Plausch“ nach Pilsener Brauart und Wasser aus dem örtlichen Brunnen liegen Welten. Nicht umsonst ist Braumeister Gernot Brätz mit seiner Vielfalt und den interessanten Geschmacksnoten im Buch der wichtigsten Biere der Welt vertreten. |
Sein Stammbier "1912er" ist eine Verneigung vor der Geschichte. Einen schönen Spaziergang von der Kneipe entfernt erhebt sich am Plauer See das auf den Grundmauern der Qitzowburg erbaute Schloss, in dessen Brauerei 1912 letztmalig Bier in Plaue gebraut wurde. Von dort führt der Fontaneweg zu Originalschauplätzen, die der berühmteste Wanderer der Mark Brandenburg erlebt und beschrieben hat. Auch zum Margaretenhof, wo er oft, des Wanderns müde, sein Haupt bettete. |
Nicht minder historisch geht’s in der „Meierei im Neuen Garten“ Potsdam zu. Schon um 1800 war sie ein beliebtes Ausflugsziel, fristete aber nach wechselvoller Geschichte jahrzehntelang als Ruine ein beklagenswertes Dasein, bis sich Ende der 1990er Jahre der heute geschäftsführende Inhaber Jürgen Solkowski und seine Frau in das Gelände verliebten. Lange hatten sie nach einem Ort gesucht, um sich ihren Traum von einer besonderen Erlebnisgastronomie erfüllen zu können. |
Wer alle Haus- und saisonalen Biere probiert hat, trotzdem nach mehr dürstet und obendrein noch seetauglich und standfest ist, kann mit dem Wassertaxi auf direktem Wege zur Braumanufaktur Forsthaus Templin fahren. Auch in diesem ist die Geschichte allgegenwärtig und reicht bis ins Jahr 1756 zurück. Seit 2003 betreiben Jörg Kirchhoff und Thomas Köhler das Forsthaus am Strandbad Templin als Gasthausbrauerei. Sie brauen ihre naturbelassenen, unfiltrierten Spezialitäten aus ökologisch angebauten Rohstoffen. Gemäß ihrem Motto „Geld allein macht nicht glücklich – Trinkt selbstgebrautes Bio-Bier!“ sind das Potsdamer Stangenbier, das berühmte „Werdersche“ und etliche andere Sorten, alle auch in verschieden großen Bügelflaschen zum Mitnehmen. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024