Colonia Dignidad - Es gibt kein zurück

Schon einmal war der 11. September eine Tag, der die Menschen erschütterte, wenngleich weniger die USA, dessen fragwürdigen Präsidenten Richard Nixon Chiles Präsident Salvadore Allende fast genau so lieb ist, wie Fidel Castro in Kuba. Damals im Jahr 1973 protestieren Hunderttausende auf den Straßen der Hauptstadt Santiagos gegen General Pinochet, der sich gegen Allende an die Macht putscht und ihn ermorden lässtt. Unter den Demonstranten sind auch Lena (Emma Watson), die als Stewardess am Tag zuvor in Chile gelandet ist, und ihr Freund Daniel (Daniel Brühl), der als Fotograf in Santiago lebt. Unzählige werden in den Wirren des Aufruhrs vom Geheimdienst verhaftet, so auch Daniel und Lena. Daniel wird noch in der Nacht an einen unbekannten Ort verschleppt. Nach dem ersten Schock versucht Lena herauszufinden, was mit Daniel passiert ist. Doch die Mitstreiter seiner Studentengruppe tauchen unter und auch die Deutsche Botschaft verweigert ihr jede Hilfe. Bei Amnesty International hört sie das erste Mal von der berüchtigten Colonia Dignidad, einer abgeschotteten deutschen Sekte im Süden Chiles, die enge Verbindungen zum Geheimdienst unterhält: es geht das Gerücht um, dass auf dem Gelände der Colonia Gefangene gefoltert werden – und Daniel vermutlich dort gefangen gehalten wird. Völlig auf sich allein gestellt, entschließt sich Lena, der mysteriösen Sekte beizutreten und so Daniel wiederzufinden und gemeinsam mit ihm zu fliehen. Doch schon bald erkennt sie, in welch aussichtslose Situation sie geraten ist, denn noch nie ist jemandem die Flucht aus der Colonia gelungen...



Schade. Regisseur Florian Gallenberger hatte sich in seinem letzten Film des deutschen Geschäftsmanns John Rabe angenommen, der sich während des Massakers von Nanking im Jahr 1937/38 für die dort lebende Zivilbevölkerung einsetzte – obwohl Nazi-Deutschland mit den japanischen Besatzern Chinas verbündet war - und stilisierte die Titelfigur zum strahlenden Helden. Das war durchaus diskussionswürdig, aber war dennoch ein sehenswertes Geschichtsdrama. Jetzt geht es erneut um eine brisanten historischen Stoff und um einen Deutschen in einer wichtigen Rolle: Paul Schäfer. Zwar sind auch hier Kulissen und die Kostüme überzeugend, doch das Handwerkliche kann nicht über die Schwächen des Films hinwegtäuschen. Sowohl der Terror der Diktatur Pinochets wie die perfide Schreckensherrschaft seines Kollaborateurs Schäfer werden nur flach und oberflächlich dargestellt. Schade. Man hätte auch einen richtig guten Film daraus machen können. Am 4. August 2016 kommt der Film als DVD und Blu-ray in den Handel.

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