Sabadus, Gluck, Le Belle Immagini
Freunde der barocken Aufführungen der Frankfurter Oper hatten schon früh Gelegenheit den jungen Countrtenor aus dem rumänischen Arad zu hören, wo er als Ruggiero in Vivaldis Orlando furioso und später als Endimione in Cavallis La Calisto zu hören war. Der in München lebende Countertenor Valer Sabadus hat eine der schönsten Stimmen seines Fachs. Inzwischen begeistert der 28-jährige überall wo er auftritt Publikum und Kritiker mit seiner warmen, samtig weichen und vollen Stimme und seiner herausragenden Technik.
Dabei ist es vor allem seine Fähigkeit, musikalischen Ausdruck auf das Feinste zu differenzieren. "Leicht wie ein Seidentuch" urteilten die Kollegen von der FAZ. Für sein erstes Album bei Sony Classical hat der Sänger seltene Werke von Christoph Willibald Gluck und seinem Zeitgenossen Antonio Sacchini ausgewählt mit der Hofkapelle München unter Leitung des Barock-Spezialisten Alessandro De Marchi eingespielt. Die Werke hatten die beiden Komponisten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Giuseppe Millico, einen der berühmtesten Kastraten seiner Zeit komponiert. Die Szenen und Arien singt Valer Sabadus mit Farben, Dynamik und einer Subtilität, der sich wohl niemand so einfach entziehen kann. Acht der insgesamt 13 Arien, die Sabadus mit der Hofkapelle München unter Leitung von Alessandro De Marchi und dem Chor des Bayerischen Rundfunks aufnahm, sind Weltersteinspielungen. Dazu zählen Ausschnitte aus der sogenannten „Parma-Fassung“ von Glucks berühmter Oper „Orfeo“ (1769) und aus seiner ersten Wiener Oper „Semiramide riconosciuta" (1748). Die drei Arien des in Florenz geborenen Komponisten Antonio Sacchini stammen aus dessen Londoner Erfolgsoper „Le Cid“ (1773) und sind ebenfalls erstmals auf Platte zu hören. Wie einst Millico, der in der Rolle des Titelhelden Rodrigo, des sagenumwobenen spanischen Ritters „El Cid“, mit brillanten Koloraturen und rührenden Effekten triumphierte, begeistert heute Sabadus. Komplettiert wird das in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk aufgenommene Album mit Instrumentalsätzen aus Glucks „Orfeo“ sowie aus seiner bekannten Ballettmusik „Don Juan“.
Mit dem Album knüpft der junge Shooting-Stars der Countertenor-Szene an seine langjährige Beschäftigung mit dem Opernschaffen Glucks an. Anfang 2014 war er an der gefeierten Weltersteinspielung von Glucks „La Clemenza di Tito“ beteiligt und sang schon 2011 den „Orfeo“ in der Wiener Originalfassung von Glucks „Orfeo ed Euridice“. Die ursprünglich für den Altkastraten Gaetano Guadagni geschriebene Rolle wurde später von Gluck für die Hochzeit des Herzogs von Parma neu eingerichtet, wobei er die Partie für den Soprankastraten Millico nach oben transponierte. Außerdem präsentiert Sabadus Arien aus der Reformoper „Paride ed Elena“und eine Arie aus Glucks erster Wiener Oper „Semiramide riconosciuta“, die noch der „Opera seria"-Tradition verpflichtet war und Millicos große künstlerische Vielseitigkeit in den verschiedenen Stilen unterstreicht.
(c) Magazin Frankfurt, 2024