Ringelnatz, "Gladderadatsch"
Joachim Ringelnatz hatte ein abenteuerliches aber gleichzeitig sehr trauriges Leben: In der Schule wurde er von seinen Lehrern drangsaliert, die er als „respektfordernde Dunkelmenschen“ betrachtete und von seinen Mitschülern wegen seiner langen Haare, der langen Nase, dem markanten Kinn und der kleinen Statur oft gehänselt. als Matrose wurde er vom Kapitän schikaniert. Jahrelang war der Autor arbeitslos, vom Hunger geplagt und von Selbstzweifeln zermürbt. Die Wende erfolgte dann um 1910, als der Endzwanziger als Kabarettist und Schriftsteller u.a. in der Münchner Künstlerkneipe „Simplicissimus“ reüssierte. Gelehrt war der Dichter nicht, aber frei und freigeistig, als Schriftsteller und als Mensch. Ab 1919 nannte sich der als Hans Gustav Böttcher geborenen Joachim Ringelnatz. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann sein Stern zu sinken, 1933 landeten seine Bücher zusammen mit denen anderer Autoren auf dem Scheiterhaufen der Barbaren. 1934 erkrankte er an einer tödlichen Tuberkulose, an der er noch im gleichen Jahr starb. Neun Personen begleiteten den Sarg; man spielte sein Lieblingslied La Paloma. Der Schauspieler Wolfram Berger interpretiert Ringelnatz mit seiner Stimme kongenial. Begleitet wird er bei dem "liederlichen Unterhaltungsabend" von Jürg Kienberger als Klavier, der mit seiner improvisatorischen Musik das außergewöhnliche Album zu einem einmaligen Erlebnis macht.
(c) Magazin Frankfurt, 2024