Marsalis Quartet, Coltrane's A Love Supreme
Der US-Kritiker John Ballon bezeichnete Coltranes Suite "A Love Supreme" als das "vielleicht vollkommenste Gott gewidmete Kunstwerk seit Michelangelos Gestaltung der Sixtinischen Kapelle", andere Autoren schrieben ganze Bücher. Immer wieder wurden Teile der legendären Suite von anderen Musikern zitiert und interpretiert. Nur wenige Künstler wagten sich an eine von eingefleischten Jazz-Liebhabern als Blasphemie empfundene eigene Neuaufführung der nur einmal von John Coltrane 1965 in Juan-les-Pines live aufgeführten Suite. Einer davon ist der amerikanische Saxophonist Branford Marsalis, der die gesamte Suite erstmals 2001 aufnahm. Die rund 50-minütige Live-Version entstand für DVD im Jahr 2003 im Bimhuis in Amsterdam. Regie führte dabei Pierre Lamoureux, ein kanadischer Filmmacher, der bereits mehrfach mit exzellenten Musikfilmen auf sich aufmerksam machte.
Marsalis lobte auch den Amsterdamer Club, den er für einen der zwei oder drei besten Jazzclubs der Welt hält, da die Räumlichkeit sehr intim und auf die Präsentation der Musik konzentriert ist. Marsalis' gefeiertes Quartett - mit Pianist Joey Calderazzo, Bassist Eric Revis und Schlagzeuger Jeff "Tain" Watts bietet eine Performance, die musikalisch und visuell fesselt. Marsalis hatte anders als Coltrane mehrfach die Chance einzelne Teile oder das ganze Werk live aufzuführen. Das Stück verlangt jedem Bandmitglied eine unglaubliche Konzentration.
(c) Magazin Frankfurt, 2024