Haydn, Die Schöpfung, Haitink
Seit 1958 ist der niederländische Dirigent Bernard Haitink regelmäßig zu Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Und als der 85-jährige Grandseigneur im Dezember 2013 Josephs Haydns reifes Alterswerk "Die Schöpfung" interpretierte, durfte man Besonderes erwarten. Ende März wurde das Konzert bei Arte übertragen. Jetzt kommt der Live-Konzertmitschnitt von Joseph Haydns Schöpfung bei BR KLASSIK. Es ist nach Mahlers Neunter und Bruckners Fünfter Symphonie bereits die dritte CD-Einspielung von Altmeister Haitink am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, dem der Dirigent seit über einem halben Jahrhundert als Gast verbunden ist. Haydns 1798 uraufgeführtes Oratorium wurde sogleich zum Repertoirestück und zum größten Erfolg, den der Esterházy-Kapellmeister je zu verzeichnen hatte. |
Heute gilt es als wichtiger Prüfstein für ein Ensemble aus Soli, Chor und Orchester. Beim Bayerischen Rundfunk haben sich für die vorliegende Einspielung Chor und Symphonieorchester vereint und eine renommierte Solistenriege eingefunden: Die Solopartien der drei Erzengel gestalten die bekannte Sopranistin Camilla Tilling sowie Mark Padmore und der Bassbariton Hanno Müller-Brachmann, der als Vertreter der jüngeren Generation eine bemerkenswerte Gesangskarriere in Oper, Lied und Konzert verfolgt. |
Von der naiven Tonmalerei bis zur progressiven "Vorstellung des Chaos" vor der Entstehung der Welt reicht der musikalische Kosmos - mit seinem genialen Bilderbogen sprach er alle Gemüter direkt an und sorgte so für die ungebrochene Popularität des Werks bis heute. Zugleich deutete Haydn den biblischen Schöpfungsmythos auch als Sinnbild des aufklärerischen Denkens und traf damit den Nerv seiner Zeit. "Die Schöpfung" feiert ein optimistisches Menschenbild - und doch wusste auch Haydn um die Gefährdungen der menschlichen Existenz. Eine so dankbare wie anspruchsvolle Aufgabe für einen Dirigenten vom Format Bernard Haitinks, der - ebenso wie Chor, Orchester und die Solisten - die Herausforderungen des Werks mit Bravour bewältigte. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024