Georgisches Kammerorchester Ingolstadt
Musikfreunde, die vor 13 Jahren das Debüt des renommierten internationalen Sir Georg Solti Dirigentenwettbewerb besuchten, erinnern sich sicherlich noch an den jungen Dirigenten Ruben Gazarian, der damals 30-jährig souverän den Wettbewerb für sich entscheiden konnte und gleich im Anschluss neuer Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn wurde, das er von dessen Gründer Jörg Faerber übernahm und dessen Standardrepertoire er durch die Ausweitung des Orchesters auf sinfonische Besetzung und durch die Ausweitung auf Werke der Romantik, frühen Moderne und Avantgarde er erweiterte und bereicherte. Auf der neuen CD hört man eine weitere Station seines künstlerischen Werdegangs, denn es ist das Programm seines Antrittskonzerts als neuer Chefdirigent des Georgischen Kammerorchester Ingolstadt, das am 15. Januar diesen Jahres stattfand. Zu dem besonderen Anlass widmeten sich der gebürtige Armenier und sein Orchester zusammen mit der Geigerin Kamilla Schatz und der Cellistin Pi-Chin Chien vier Komponisten mit Schweizer Herkunft: Paul Juon, Fabian Müller, Ernest Bloch und Arthur Honegger. |
Gemein ist den hier versammelten Komponisten neben ihren Schweizer Wurzeln, dass sie alle ausgebildete Streicher waren. Jeder schrieb nicht nur mehrere Streichquartette, sondern auch weitere Werke mit bedeutendem Streicheranteil. Auch spielen Volkslieder im ihrem Schaffen eine wesentliche Rolle, trotz Vorliebe für Formen der absoluten Musik. Paul Juon, 1872 im zaristischen Moskau geboren, wurde von seinen Zeitgenossen als „russischer Brahms„ bezeichnet. Er beendete die schon 1901 in Berlin begonnene Serie seiner sechs Klaviertrios 1932 mit der Suite op. 89 in C-Dur. Gewidmet ist sie dem aus Lemberg stammenden Pianisten Bronisław von Pozniak. Das Concerto per Klee des 50-jährigen Fabian Müllers entstand 2007 mit einer Widmung für den Maler Paul Klee und den britischen Cellisten Steven Isserlis und die Mäzenin Kitty Weinberger. Der auch in Frankfurt im Hoch'schen Konservatorium ausgebildete Ernest Bloch komponierte „Baal Shem – Drei Chassidische Stimmungen„ als Mitvierziger 1923 zur Erinnerung an seine Mutter. |
Der Name des Stücks erinnert an Rabbi Israel ben Eliezer, den Begründer des Chassidismus, der Baal Shem Teov henannt wurde. Arthur Honegger schrieb seine zweite Sinfonie knapp 50jährig im Jahr 1941. „Mit den hohen technischen, stilistischen und musikalisch-emotionalen Anforderungen scheint sie dem Orchester auf den Leib geschneidert zu sein kommentierte Ruben Gazarian das Werk Honeggers, das als eine Reaktion auf die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs gesehen wird. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024