Beethoven, Sinfonien 4 & 5, Harnoncourt
Harnoncourts neue Aufnahme mit dem Concentus Musicus Wien wirkt in ihrer ungeschönten Art, die keine Kompromisse zulässt radikaler, lebendiger und temperamentvoller als seine vorherige von vielen Kritikern und Musikfreunden geschätzte Referenzeinspielung mit dem Chamber Orchestra of Europa aus dem Jahr 1990. Wahrscheinlich wird die im Mai 2015 im Godenenen Saal des Wiener Musikvereins entstandene Aufnahme die letzte Einspielung überhaupt sein, die wir von Harnoncourt bekommen, denn Ende letzten Jahres verkündete der 86-jährige wegen nachlassender körperlicher Kräfte seinen Rückzug vom Dirigentenpult. Viel von seinem nicht veriegendem Feuer und seiner musikalischen Energie steckt noch in der Aufnahme. Großartig! |
Ich bin auch noch einmal an die Quellen dieser Werke gegangen und habe alles neu studiert. Die Fünfte Symphonie ist wahrscheinlich die einzige Nicht-Symphonie von allen. Eine Symphonie, die schon mit keinem Thema anfängt, denn das "tatata-taa" ist ja kein Thema. Was soll da entstehen? Was kann das sein? Keine Rede vom Schicksal, das an der Pforte pocht. Für mich ist klar, dass in der Symphonie nicht auf die Tür von außen gepocht wird, sondern dass hier eine Türe nach außen aufgeht ins Freie." "Diese Stücke sind unerschöpflich", sagt Harnoncourt, und so wirkt sein neuer Beethoven wie die Summe all seiner Erfahrungen, seiner Beobachtungen und seines immer noch ungestillten Interpretationshungers auf den Spuren eines Genies. |
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(c) Magazin Frankfurt, 2024