Tooze, Crashed
Viele erinnern sich noch immer daran, als vor zehn Jahre der Finanzcrash und seine dramatischen Folgen der Welt veränderten. Als die US-Großbank Lehman Brothers im September 2008 zusammenbrach, war dies der Tiefpunkt der Banken- und Finanzkrise. Mit offenem Mund und völligem Unverständnis reagierten die Deutschen, als die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau der US-Bank, die in der Nacht zuvor Insolvenz angemeldet hatte, einen Betrag von 320 Millionen Euro überwies. Gut, es war Montagmorgen und vielleicht hatten die Verantwortlichen die Nachrichten nicht gelesen - oder die Überweisung vordatiert und vergessen sie zu stoppen. Doch glauben will man das nicht, denn die amerikanische Investmentbank taumelte schon wochenlang. Und die KfW verschlief es. Das Protokoll dieser Tage liest sich wie ein Wirtschaftskrimi. |
Obwohl der totale Kollaps der Weltwirtschaft damals verhindert wurde, ist die Finanzkrise noch lange nicht vorbei, wie der britische Historiker Adam Tooze in seinem spannenden Buch zeigt. Er schildert, wie es zu dieser Krise der Finanzmärkte kam und welche dramatischen Folgen sie bis heute hat. Denn mit dem Brexit, einen unberechenbaren Trump, Putins Annexion der Krim und dem Engagement Chinas in Europa und Afrika ist sie bis heute virulent, wie Tooze kenntnis- und umfangreich in seinem Buch schildert. Es zeigt, dass durch die Finanzkrise nicht nur die Stabilität Europas ins Wanken geriet, sondern auch das Grundvertrauen in die Kraft der globalen Wirtschaftsordnung wie durch ein Erdbeben erschüttert wurde – und so der Aufstieg von Populisten beginnen konnte. Er schafft es, dabei genau aufzuzeigen, wie das amerikanische und das europäische Finanzsystem miteinander verzahnt ist und wie sich das Drehen am Räderwerk auswirkt. Und er fragt sich, wie es bei genauer Kenntnis der Geschichte weitergehen kann mit einer liberalen, stabilen und kohärenten Weltordnung. |
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(c) Magazin Frankfurt, 2024