Strauss und die Seinen - Der Patriarch
Richard Strauss ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Er schrieb mehr als 250 Werke, war ein begnadeter Dirigent, weltoffener Bürger und überzeugter Kulturpolitiker. Doch er war auch strenges Familienoberhaupt; ein Patriarch, der nur wenig Widerspruch duldete und all seine Schritte, Kompositionen, seine Häuser, ja sogar die Zeit nach seinem Tod minutiös plante. Richard Stauss-Schwiegerenkelin Gabriele Strauss-Hotter und Filmemacherin Barbara Wunderlich begaben sich dafür im Strauss’schen Familienarchiv auf monatelange Spurensuche, lasen tausende Briefe und Tagebucheinträge und sichteten unzählige Fotos. Als Töchter großer und leidenschaftlicher Strauss-Interpreten – des Bassbaritons Hans Hotter und des Tenors Fritz Wunderlich – war ein Projekt über Richard Strauss für sie fast selbstverständlich. |
Natürlich kommt Strauss in dem Buch auch selbst zu Wort: Ob Tagebuchauszug, Brief oder Partitur – die Meinung des Maestro fehlt in keinem der 13 Kapitel. Die Gespräche zwischen Gabriele Strauss-Hotter und ihrem Schwager, dem Strauss-Enkel Christian, lassen die Leser an Anekdoten, Umbrüchen und Schicksalstagen im Leben des „Großpapas“ teilhaben. |
Entsprechend groß war der Berg an Dokumenten, den seine Schwiegertochter Alice bezwingen musste, als sie 1951 mit dem Aufbau des Familienarchivs begann. Unzählige Dinge galt es zu ordnen: Kalendereinträge, Skizzenbücher, Notizen, Tagebücher, Fotos, Dokumente, eine Flut an Noten und über 10.000 Briefe, die sie sicherte, sortierte und erfasste. 1991 übernahm Gabriele Strauss-Hotter, die Frau seines Enkels Richard, das Strauss’sche Archiv und wertet es seitdem kontinuierlich und mit großem Engagement aus. "Meine Familie ist mir mindestens so interessant und wichtig, wie das Leben Alexanders des Großen“, antwortete Richard Strauss stets auf Kritiken, die sich an seinen autobiografischen Werken störten, und so ist diese Kombination aus Buch und Film nicht zuletzt eine Hommage an einen Patriarchen, dessen Familie integraler Bestandteil seiner schöpferischen Arbeit war. Nicht nur für Strauss-Fans ein wundervolles Weihnachtsgeschenk im Jubiläumsjahr, dass die Herzen der Liebhaber und Neuentdecker höher schlagen lässt. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024