Reichart, Das Feuer des Drachens

Als "Land des Lächelns" beschreibt es Lehar in seiner gleichnamigen Operette: China. "Immer nur lächeln und immer vergnügt, immer zufrieden, wie's immer sich fügt, lächeln trotz Weh und tausend Schmerzen, denn wie's da drin aussieht, geht niemand was an." Es ist etwas wahres dran an Lehars melanscholischen Zeilen. China zeigt nicht gern sein wahres Gesicht, sondern lässt sich oft scheinbar auf etwas ein, um seine Ziele zu erreichen. Das macht das Land zu einem schwierigen, wenig verlässlichen Partner - sowohl politisch, wie auch wirtschaftlich, wie gerade wieder die Versuche Chinas beweisen, sich Hong Kong einzuverleiben und die vertraglich noch für Jahrzehnte vereinbarte Regel "Ein Land, zwei Systeme" zu ignorieren. Wer über die vergangenen Jahrzehnte wiederholt nach China gereist ist und das Land besucht hat, konnte sehen, wie sich das Land verändert hat. Waren es in den 60ern und 70ern noch Mao und seine Anhänger, so hat sich in den 80ern mit Teng die Situation verändert. Zwar entfernte dieser nicht von der kommunistischen Grundausrichtung des Landes, aber er brachte den Chinesen mit dem Spruch "Egal, ob die Katze weiß oder schwarz ist - Hauptsache sie fängt Mäuse" bei, dass sich das Land nicht von den reichen Industriestaaten ausbeuten lassen soll, sondern auch unter der Obhut der Kommunistsichen Partei den Reichtum des Landes mehren sollte. Eigentlich ein vernünftiger Ansatz, den Donald Trump mit seinem "America First" ebenfalls vertritt, der aber in der uneinigen und zerstrittenen EU oft von den politischen Entscheidungsträgern ignoriert wird, da sie sonst in der Gemeinschaft wie Orban und Duda als unsolidarisch abgestempelt werden.

Der Endvierziger Thomas Reichart kennt sich gut aus in China, denn der Journalist leitetet von 2014 bis 2019 das Ostasien-Studio des ZDF in Beijing. Für viele seiner Artikel und Dokumentationen, wie "Die neue Seidenstraße - Chinas Griff nach Westen" wurde er geehrt und preisgekrönt. Inzwischen berichtet er aus dem Berliner Hauptstadtstuido über Außen- und Sicherheitspolitik, was immer den wachsamen Blick nach Osten mit einschließt.

War bei meinem ersten Besuch Chinas im Jahr 1986 das Land gerade aus seiner Lethargie erwacht, in das sie die Kämpfe innerhalb der Partei-Kader gestürtzt hatte, so präsentiert sich mir China bei meinen letzten Jahren auch bei Reisen in die Provinz als ein sichtlich in die Moderne strebendes Land, dessen Bevölkerung stolz auf das erreichte ist. Betrachteten mich in den ersten Jahren meine Gastgeber sogar in der Hauptstadt Beijing mit dem Interesse, dass man einem Zootier entgegenbringt, so hat man sich inzwischen auch in der Provinz an Langnasen gewöhnt und sicherlich dauert es nicht mehr lange, bis auch das Fotografieren oder Selfies mit dem Ausländer der vergangenheit angehören.

Alexander Betts ist Professor für Zwangsmigration und Internationale Angelegenheiten an der Universität Oxford, wo er auch das Zentrum für Flüchtlingsstudien leitet. Er hat für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen gearbeitet und zahlreiche internationale Organisationen und Regierungen beraten, ist ein Young Global Leader des Weltwirtschaftsforums, Berater des World Humanitarian Summit und Gründer des Huminatarian Innovation Project. Er ist Autor mehrerer Bücher zu Fragen von Flucht und Migration und ein gefragter Redner bei Vortragsreihen. Sein Co-Autor Paul Collier lehrt ebenfalls in Oxford als Professor für Ökonomie und Direktor des Centre for the Study of African Economies. Schon seit vielen Jahren forscht er über die ärmsten Länder der Erde und untersucht den Zusammenhang zwischen Armut, Kriegen und Migration. Sein Buch „Die unterste Milliarde“ sorgte international für große Aufmerksamkeit und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Alexander Betts/Paul Collier, Gestrandet : Warum unsere Flüchtlingspolitik allen schadet - und was jetzt zu tun ist, Siedler Verlag, Hardcover, 336 Seiten, ISBN 978-3827500908, 24,99 Euro

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