Oskar Kokoschka in Wien
Das Leopold Museum widmet ab dem 6. April 2019 dem einst als „Oberwildling“ bezeichneten und 1980 93-jährig verstorebenen Oskar Kokoschka eine der bisher umfassendsten Retrospektiven. Nachdem die Ausstellung zuvor bereits bis November im Kunsthaus Zürich zu sehen war, beleuchtet Kuratoin Heike Eipeldauer mit den rund 260 Exponaten, darunter Schlüsselwerken aus internationalen Sammlungen wie auch selten oder nie Gezeigtem, Kokoschkas vielseitiges Œuvre aus sämtlichen Schaffensperioden und Wirkungsstätten wie Wien, Dresden, Prag, London und schließlich Villeneuve. Kokoschka, dessen Biografie einem Parallellauf durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts gleicht, wird dabei zugleich als radikaler Erneuerer und Multitalent präsentiert – als Maler, Zeichner, Druckgrafiker, Literat, Dramatiker und Theatermacher wie auch als Humanist, überzeugter Europäer und durchaus ambivalenter Homo politicus. Zahlreiche Dokumente zeichnen Kokoschkas wechselvolle Beziehung zu seiner „Heimat“ Österreich nach, der er wiederholt abhandengekommen war. Andere Schwerpunkte bilden Kokoschkas gewandeltes Frauenbild – vom Geschlechterkampf bis zur Beschwörung der Mutter als Friedenstifterin –, seine psychologischen, eine Innenschau ermöglichenden Porträts, sowie sein nachhaltiges Eintreten für figurative Kunst, durch das er nachfolgende Künstlergenerationen prägte. |
Die Ausstellung im Leopold Museum, das selbst über umfangreiche Bestände verfügt, entsteht in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich sowie in engem Austausch mit der Fondation Oskar Kokoschka in Vevey und dem Oskar Kokoschka-Zentrum in Wien. Zur Ausstellung in Wien erschien beim Heildelberger Keher Verlag ein eindrucksvoller Katalog, der Kokoschka zusammen mit Francis Picabia und Pablo Picasso als Mitglied jener Malergeneration zeigt, die an der gegenständlichen Malerei festhielt, als die Abstraktion nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Dominanz etablierte. Dass heute die gegenstandslose Malerei und die Figuration ohne ideologische Grabenkämpfe nebeneinander praktiziert werden können, ist auch ihr Verdienst. Künstler der Gegenwart berufen sich insbesondere auf Kokoschka. Die Retrospektive spürt den Motiven und der Motivation des Malers nach, der in nicht weniger als fünf Ländern zuhause war. Als besonderes Highlight sind die monumentalen Triptychen aus dem Spätwerk "Die Prometheus Saga" aus dem Jahr 1950 aus der Londoner Courtauld Gallery und die aus dem Jahr 1954 stammende "Thermopylae" in der Universität Hamburg erstmals ausserhalb Englands vereint zub bewundern. NB |
Rechtlicher Hinweis Buch
Das Buch wurde uns vom Verlag kostenfrei als PDF, eBook oder Printausgabe zur redaktionellen Besprechung zur Verfügung gestellt. Durch Verlinkung zu Amazon.de oder anderen Online-Händlern erhalten wir beim Kauf eine Provision, die unsere für den Leser kostenfreie redaktionelle Arbeit ermöglicht. Ein bezahlter Werbeauftrag des Verlags liegt nicht vor.
(c) Magazin Frankfurt, 2024