„An das Kind haben wir damals gar nicht gedacht.“ Für viele Paare, die nach jahrelanger Versuchs- und Frustrationsphase ihren Kinderwunsch auf natürlichem Wege nicht realisieren können, bietet die Reproduktionsmedizin neben einer Adoption meist die letzte die Chance, doch noch ein Wunschkind im Arm zu halten. Allein in Deutschland verdanken ca. 100.000 Menschen ihr Leben einer Samenspende.
Doch was heißt es, ein Spenderkind zu sein? Welche Fragen werden gestellt werden? Was bedeutet die Zeugungsweise für die Identitätsfindung? In ihrem Buch befragen die Autoren Wolfgang Oelsner und Gerd Lehmkuhl eine Reihe von heute jungen erwachsenen „Spenderkindern“ und lassen sie aus ihrer Perspektive erzählen von ihrer Suche nach dem Vater, ihren Phantasien, der Ohnmacht und Wut, aber auch von Aussöhnungsversuchen mit den Eltern.
Was sollten Paare mit Kinderwunsch berücksichtigen und bedenken, wenn sie eine Samenspende in Betracht ziehen? Wann sollen die Kinder darüber aufgeklärt werden? Was bedeuten „fremde Gene“ für die Identitätsfindung und die Familiendynamik, welche Herausforderungen begegnen den sozialen Vätern? Das Buch liefert breitgefächerte und detaillierte Informationen zum Thema künstliche Befruchtung, Samenspende und Leihmutterschaft. Die Lebensgeschichten der vorgestellten Spenderkinder beleuchten vor allem die psychologische und pädagogische Dimension des Themas – ein wichtiger Schritt für einen gelingenden Dialog zwischen Eltern und Kindern, die mittels assistierter Methoden eine Familie geworden sind oder es werden wollen. Damit sie nicht wie ein Vater im Interview eines Tages bedauern: „An das Kind haben wir damals gar nicht gedacht“. |
Der Pädagoge und Kinderanalytiker Wolfgang Oelsner arbeitet heute in Köln in freier Praxis, nachdem er zuvor viele Jahre die Schule an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik Köln leitete. Sein Mitautor, der Arzt und Psychologe Gerd Lehmkuhl war bis vor kurzem Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik Köln und lebt heute in Berlin. Beide beschäftigen sich seit Jahren mit dem Thema und verfassten gemeinsam mehrere populäre Sachbücher.
Bei Betroffenen wird das Buch nicht generell gelobt. Das DI-Netz für Familiengründung mit Spendersamen wirft den Autoren schlechte Recherche und unseriöse Zahlen vor und bemängelt das die Fallvignetten zu kurz kommen und zu unkritisch kolportiert würden. " Ihre persönlichen Geschichten werden auf insgesamt nur etwa 60 von 257 Seiten wiedergegeben, der Rest ist viel allgemeine Stimmungsmache" (Claudia Brügge, DI-Netz). Auch wird andernorts eine zu einseitige Auswahl der Befragten aus dem Verein "Spenderkinder" kritisiert. Man sollte dabei allerdings bedenken, dass das Thema gesellschaftlich nicht unumstritten ist und von den verschiedenen Stellen ausgesprochen kontrovers diskutiert wird.
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