Nunn, Zeit der Finsternis

Im zutiefst korrupten Apartheidstaat Südafrika geht das Jahr 1953 zu Ende. Fünf Tage vor Weihnachten wird im Johannesburger Villenviertel das weiße Ehepaar Brewer überfallen und bewusstlos geprügelt. Dann verschwinden die Täter mit dem neuen Automobil der Familie. Während die fünfzehnjährige Tochter Cassie sich verstecken konnte und unversehrt blieb, erliegt ihr Vater noch in derselben Nacht seinen Verletzungen.
Detective Sergeant Emmanuel Cooper hat sich nach Johannesburg versetzen lassen, um hier mit seiner heimlichen Familie ein Doppelleben zu führen, von dem keiner seiner Kollegen etwas ahnen darf, schon gar nicht sein argwöhnischer Vorgesetzter Lieutenant Walter Mason. Andernfalls droht ihm Berufsverbot und Gefängnis, ganz zu schweigen von den Repressalien, die seine farbige Frau und ihre kleine Tochter zu erwarten hätten: Die Rassentrennungsgesetze sind gnadenlos. Er muss also extrem behutsam lavieren.

Die traumatisierte Cassie Brewer sagt aus, für die Bluttat seien zwei Zulu-Jungs verantwortlich, die auf die Förderschule in Sophiatown gehen und von ihrem Vater zum Dinner eingeladen wurden. Zu Coopers Entsetzen ist einer davon Aaron Shabalala, der jüngste Sohn seines besten Freundes und Ermittlungskollegen Detective Constable Samuel Shabalala. Undenkbar!

Als das vermisste Auto fast unversehrt im Slum von Sophiatown gefunden wird, der Kofferraum voller Belastungsmaterial gegen Aaron Shabalala, schwant Cooper, dass jemand den Jungen als Sündenbock benutzt. Doch dann zieht Lieutenant Mason ihn von der Ermittlung ab und schickt ihn vorzeitig in Urlaub. Cooper kann jetzt nur noch inoffiziell weitermachen, ein gewagtes Spiel, da offenbar jemand Mächtiges die Fäden in der Hand hält. Aber das ist er Shabalala schuldig – und seinem eigenen Gewissen.

Die Autorin Malla Nunn stammt aus dem Swasiland, wo sie als Kinde eine gemischtrassige Spezialschule besuchte. In den 1970ern emigrierte ihre Familie nach Australien, um der Apartheid zu entgehen. Sie graduierte in Englisch und Geschichte, ging in die USA und machte einen Abschluss in Theaterwissenschaften. Sie arbeitete als Drehbuchautorin und schuf drei preisgekrönte Dokumentarfilme, darunter 'Servant of The Ancestors' der 2000 auf drei großen Festivals zum Best Documentary gekürt wurde. Sie heiratete in traditioneller Swasi-Zeremonie, ihr Brautpreis bestand aus 18 Kühen. 2009 erschien ihr literarisches Debüt 'A Beautiful Place to Die', der erste Roman des mehrfach ausgezeichneten Krimizyklus um Detective Sergeant Emmanuel Cooper, in dem zuletzt "Tal des Schweigens" erschien. Malla Nunn lebt und arbeitet in Sydney.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024