Münkler, Kriegssplitter

Herfried Münkler ist Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität und hat viele Studien zur Theorie des Krieges verfasst. Etliche davon sind mittlerweile Standardwerke, wie "Machiavelli" aus dem Jahr 1982, "Gewalt und Ordnung" von 1993 oder "Die neuen Kriege" 2002. In seinem neuen Buch fragt er sich, was Krieg in unserer Zeit bedeutet. In seiner glänzenden Analyse der Gewalt zeigt er, dass die Angst vor einem großen Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt ist. Die Kriege in der Ukraine und im Mittleren und Nahen Osten lassen zweifeln, ob das 20. Jahrhundert tatsächlich als ein "kurzes Jahrhundert" mit dem Fall des Warschauer Pakts 1989/90 zu Ende gegangen ist oder ob es nicht auf unheilvolle Weise bis heute andauert.

Wir sehen uns konfrontiert mit ungeahnten Formen der Gewalt, mit Konflikten, die uns allein schon durch die Millionen von Flüchtlingen, die in unsere Mitte strömen, näher rückt. Der Krieg ist also keineswegs verschwunden; er hat nur eine neue Gestalt angenommen. Münkler zeichnet konzise und weitsichtig die kulturelle und politische Evolution der Gewalt von den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nach - und plädiert eindringlich für eine echte und konsequente geopolitische Strategie aller Beteiligter, um den Herausforderungen unserer Zeit ohne einen weiteren Weltkrieg begegnen zu können. Man wünscht sich, dass auch Politiker dieses Buch lesen und nicht nur aus dem Bauch heraus entscheiden.

(c) Magazin Frankfurt, 2024