Morrell, Wie ich lernte, meine eigene Suppe...

Muss man unbedingt sein ganzes Leben lang einem Karriereweg folgen? Manch einer hat die Notbremse gezogen, weil er sich ausgebrannt fühlte, weil er die Liebe fand oder einfach einmal gewagt hat, das alte Gleis zu verlassen. Auch Maurice Morell ist so jemand. Ganz freiwillig kam es bei ihm nicht. Der erfolgreiche PR-Manager verlor er seinen Job und musste noch mal bei Null anfangen. Er tat dies ausgerechnet auf Sylt. Die Nobelinsel in der Nordsee, die er schon seit seiner Kindheit in 1970er-Jahren kennt. Seine Idee: Vegane Suppen aus ausschließlich saisonal-regionalen Produkten, die er aus einem historischen Suppenwagen heraus verkauft.

Als er 2018 damit anfing, glaubte kaum jemand an seinen Erfolg, doch Maurice Morell und seine Suppen sind mittlerweile Kult, sogar über Sylt hinaus. Das Angestellten-Hamsterrad konnte er so hinter sich lassen und genießt stattdessen die Selbstbestimmtheit und das Inselleben; den Strand, die Dünen, das Meer, die frische Brise. "Ich kann Suppen richtig gut und aus dem FF zubereiten, sagen Besucher und “Kollegen". Mit Liebe und Verstand. Ich mache das nicht ewig, das weiss ich seit Anbeginn. Ich mache es, solange es Freude macht" sagt er. "Ein großer Teil angestellter Menschen schleppt sich zur Arbeit, der Anteil jener, die innerliche längst gekündigt haben, ist enorm. Sie tun Job nach Uhr, „Job searching for Feierabend, searching for Weekend.

Ist das normal? Traurig, oder? Solche Mitarbeiter möchte ich nicht „beschäftigen“. Viele seiner Kunden beneiden ihm um sein Leben, träumen selbst von der Selbständigkeit und fragen ihn jetzt um Rat. Sein Buch ist ehrlicher Ratgeber, der dem Traum auf den Zahn fühlt, nichts beschönt, dafür umso mehr Mut macht: Koch deine eigene Suppe. Egal, was die anderen sagen … und alles andere geschieht von selbst.

Der 60-jährige Maurice Morell wuchs als Sohn des Künstlerehepaares Pit Morell und seiner Frau Rosemarie in Worpswede auf. Er studierte in Kassel Visuelle Kommunikation, arbeitete als Grafikdesigner in Bremen, in einer Werbeagentur in Hamburg und arbeitete fünf Jahre lang für eine der größten und erfolgreichsten Werbeagenturen Deutschlands. Seit 2001 ist er selbständig als Berater tätig. 2018 eröffnete er seinen Suppenwagen. In dem Buch beschreibt er auch die verschiedenen Fallstricke, in die er getappt ist oder die er auf dem Weg zum Erfolg umgehen konnte.

Übrigens, wenn Sie seine oft sehr spannenden Suppen nachkochen wollen, finden Sie gegen Ende des Buchs neben weiteren Lektüretipps auch einige seiner Rezepte. Zum Beispiel für Kalte Gurkensuppe mit Himbeeren oder eine Junge-Erbsen-Cremesuppe mit ganzen Erbsen. Oft sollte Sie neben Soja-Cuisine als Sahnealternative auch Dattel-Sirup im Supermarkt oder bei dm besorgen, denn durch den geringeren Anteil an Fructose ist der gesünder als Agavendicksaft oder Ahornsirup als sonstige Zuckeralternativen,

Maurice Morell, Wie ich lernte, meine eigene Suppe zu kochen und damit glücklich wurde, HarperCollins, Broschur, 224 Seiten, ISBN 978-3749901081, 16 Euro

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