Marum, Das letzte Jahr in Briefen
Das Schlimmste ist, dass das Schcksal, das Ludwig Marum, den badischen Sozialdemokraten jüdischer Herkunft am 10. März 1933 ereilte, auch heute nicht unvorstellbar ist. Damals hatten Hilfspolizisten der SA den Reichstagsabgeordneten und früheren badischen Staatsrat, der zu den bedeutendsten SPD-Politikern der Weimarer Republik gehörte und als erklärter Gegner der Nationalsozialisten bekannt war, in seiner Wohnung in Karlsruhe verhaftet. Auch die Politik der Türkei mit Verhaftungen nach dem Putschversuch und die diversen nationalistsichen Regierungen nicht nur in Europa erinnern in Ansätzen an die Politik der NSDAP nach ihrer Machtergreifung im Januar 1933, als sie mit der kurz darauf folgenden Reichtstagsbrandverordnung den demokratischen Rechtsstaat beseitigten. Auch in Deutschland finden sich in den Parlamenten schon wieder Politiker, die bedenkenlos populistisch an den richtigen Fäden zu ziehen, um im Falle eines eindeutigen Wahlsiegs verhasste Kritiker nicht nur mund-tot zu machen, die mit ihrer Kritik an ihnen schon frühzeitig in ihr Visier geraten sind und dem neuen wie alten Feindbild entsprechen. Ludwig Marum wurde damals mehrere Wochen im Karlsruher Gefängnis inhaftiert und im Mai 1933 in einer demütigenden öffentlichen Schaufahrt zusammen mit anderen führenden Sozialdemokraten in das einige Kilometer nördlich von Karlsruhe gelegene Konzentrationslager gebracht, wo SA und SS ihn am 29. März 1934 ermordeten. |
Nach Beendigung ihrer Ausbildung als Krankengymnastin reiste auch sie 1936 nach Paris aus. Die aktiven Hitlergegner lebten in Paris iin Armut, da man sie beim Verlassen Deutschlands ausgenommen hatte und es für sie in Frankreich keine Möglichkeit des Broterwerbs gab. Mit Glück gelang Johanna mit Elisabeth 1941 die Flucht aus dem inzwischen von Deutschland besetzten Frankreich in die USA. Die inzwischen 22-jährige Brigitte blieb in Frankreich, da sie ein Kind bekam und ihre Gefährdung als jüdische Emigrantin falsch einschätzte. Während es Hans noch gelang 1942 mit seiner Frau Sophie nach Mexiko zu emigrieren, von wo er 1947 zurückkehrte und u.a. als Redakteur beim Neuen Deutschland arbeitete, nahm man Brigitte 1943 bei einer Razzia in Marseille fest und brachte sie über mehrere Stationen ins Vernichtungslager Sobibor, wo sie bei eAnkunft vergast wurde. Ihr kleiner Sohn, den sie in ein Kinderheim in Limoges gegeben hatte, überlebte unter falschem Namen und wanderte später nach Israel aus. |
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