Gault-Millau Weinguide Deutschland 2020

Er ist nicht der einzige Weinführer Deutschlands, aber hat sich über die Jahre als beliebtester und vor allem meistverkaufter deutscher Weinführer etabliert. Kompetent und genussvoll führt er Liebhaber und Entdecker guter Weine zu den besten Gütern des Landes. Für die Ausgabe 2020 verkostet und bewertet das Team um Chefredakteurin Britta Wiegelmann mehr als 10.000 Weine von rund 1.000 Betrieben. Ob Ikonen, Newcomer oder Wiedererstarkte, kein Gut von Bedeutung fehlt in diesem Standardwerk. Immer dran an den aktuellen Trends der Branche. Ein Genusswegweiser mit viel Substanz.

Wiegelmann isst, trinkt, bummelt, schmökert und schreibt sich schon seit über 15 Jahren durch die Welt des Genusses. Aufgewachsen an der deutsch-holländischen Grenze stieg sie mit 16 Jahren in den Journalismus ein und entdeckte bald ihre Passion für Wein-, Kulinarik- und Reisethemen. Nach Stationen in Kalifornien und Portugal und dem Studium der Romanistik und Publizistik packte sie fünf Umzugskartons und zog kurzerhand nach Bordeaux.

Dort arbeitete sie neun Jahre lang als Redakteurin für die Weinzeitschrift «Vinum» und erwarb an der Fakultät für Önologie ein Uni-Diplom (DU) im Fachbereich Degustation. 2010 folgte sie dem Ruf in die Schweiz, um die «Vinum»-Redaktion drei Jahre als Chefredakteurin zu führen. Heute ist sie in Zürich zuhause, verantwortet als Chefredakteurin den "Gault&Millau Weinguide Deutschland" und schreibt als Autorin für Publikationen wie «Marmite» oder «Beef!». Sie ist Lehrbeauftragte für das Thema Wein im Studiengang BWL-Food Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, hat Erfahrung als Buchautorin und als Weinprüferin. An ihrem Beruf liebt Britta mehr als alles andere die menschlichen Begegnungen. Sie ist eine leidenschaftliche Gastgeberin: Das Schönste für sie sind ein volles Haus und ein gedeckter Tisch! "Deutschland ist eine Weinwundertüte, randvoll mit Trinkspaß in Weltklassequalität. Lassen Sie sich überraschen!" freut sich Britta Wiegelmann.

Gault Millau Wein Guide Deutschland 2020, ZS Verlag, Broschur, 1088 Seiten, ISBN 978-3898839563, 39,99 Euro

Die Preisträger

Schon zum 27. Mal zeichnet der Gault&Millau Weinguide die besten Winzer und Weine Deutschlands aus. Für die neue Ausgabe begutachtete und bewertete das Team um Chefredakteurin Britta Wiegelmann diesmal 1078 Weingüter und über 11.800 Weine und kürte den Elsässer Mathieu Kauffmann zum "Winzer des Jahres". Es ist eine kleine Sensation, denn erstmals hat man diesmal die Ehrung nicht mit einem Weingut verknüpft. Kauffmann war lange Kellermeister beim Champagnerhaus Bollinger, verantwortete sechs Jahre lang die Weine des Pfälzer Traditionsbetriebs Reichsrat von Buhl, bevor sich die Wege im Sommer 2019 plötzlich trennten. „Mathieu Kauffmanns mutige Handschrift wird Deutschlands Weinkultur nachhaltig prägen“, ist das Gault&Millau-Team überzeugt. „Er setzt kompromisslos auf Terroir und Langlebigkeit und gibt dem Riesling so ein markantes Gesicht. Mit geübtem Blick von außen bringt er wieder in Erinnerung, was in dieser edlen Rebsorte steckt, wenn man herausragende Lagen für sich sprechen lässt.“

Zum "Aufsteiger des Jahres" wählten die Experten das Weingut Corvers-Kauter in Oestrich-Winkel im Rheingau: „Unaufhaltsam, das sind Matthias und Philipp Corvers! Binnen kürzester Zeit haben sie sich an die Rheingauer Spitze katapultiert. Die plötzliche Verdoppelung ihrer Fläche hat das Vater-Sohn-Duo nur noch mehr angespornt.“ Den Aufwärtstrend zeichnet der Gault&Millau bereits seit drei Jahren mit steigenden Bewertungen ab. Im vergangenen Jahr gewann die Familie dann mittels langfristiger Pachtverträge rund 15 Hektar bester Lagen aus dem Portfolio des Weinguts Langwerth von Simmern, eines der traditionsreichsten Häuser des Rheingaus, dazu – und meisterte den Zuwachs mit Bravour. Die Gault&Millau-Equipe vergibt dafür vier von fünf Trauben.

Als "Entdeckung des Jahres" darf sich diesmal ein Duo von der Mosel freuen. Philipp Kettern und Daniel Niepoort heißen die zwei jungen Shootingstars, die das Team mit ihrem Projekt Fio Wines überzeugten. Die Idee: Riesling zu keltern, wie es ihn früher gab, spontan vergoren, mit langer Hefelagerung, im großen Holzfass ausgebaut und erst kurz vor der Füllung leicht geschwefelt. Ein Rezept, das aufging. „Zurück in die Zukunft: Unter Besinnung auf altes Handwerk keltern Philipp Kettern und Daniel Niepoort radikal moderne Mosel-Rieslinge. Schluck für Schluck eine Entdeckung!“, würdigt die Redaktion diese Leistung. Im Gault&Millau Weinguide 2019 erhalten die Beiden drei rote Trauben.

Qualitativ sind die Tester mit dem deutschen Wein mehr als zufrieden und zeichneten drei Weine mit der Höchstnote von 100 Punkten aus. „Eine wahrlich herausragende Leistung, denn an der Spitze wird die Luft sehr dünn“, betont Chefredakteurin Britta Wiegelmann. Nur 227 der 11.884 verkosteten Weinen, also weniger als 2 Prozent, erreichten 95 Punkten oder mehr. Die 100-Pünkter sind der 2018er Nackenheimer Rothenberg Riesling Wurzelecht Großes Gewächs vom Weingut Kühling-Gillot in Rheinhessen, der 2017er Achkarrer Schlossberg Spätburgunder Großes Gewächs vom Weingut des neuene DFB-Chefs Franz Keller in Baden und der als Versteigerungswein eingebrachte 2018er Kiedricher Gräfenberg Riesling Trockenbeerenauslese vom Rheingauer Weingut Robert Weil.

In diesem Jahr haben sich 150 Weinbaubetriebe neu um Aufnahme in den Gault&Millau Weinguide beworben. Die Hälfte davon schaffte die Hürde und den Eintrag ins Buch. Glücklich ist die Redaktion darüber, dass sich unter den Einsteigern auch Weingüter befanden, die aus dem Stand Topbewertungen von bis zu drei Trauben, was für "sehr gut" steht, erzielten. Die Redaktion wertete Betriebe mit einer Traube als "aufstrebend", mit 2 Trauben als gut, mit vier Trauben als "Deutsche Spitze" und mit 5 Trauben als "Weltklasse". Wer dabei mit roten Trauben ausgezeichnet wurde, bildet die Spitze der jeweiligen Kategorie.

Die für den durchschnittlichen Konsumenten wichtigste Teil dürften die 4.249 Weinempfehlungen für Weine unter 10 Euro sein. Mit bis zu 91 Punkten waren einige dieser Weine nach Ansicht der Experten "ausgezeichnet". Weine, die 99 oder 100 Punkte erzielten gelten als so "einzigartig", dass man sie nicht mehr besser machen kann. Wahre Weltklassegewächse mit Potenzial für Jahrzehnte. Sie kosten aber in der Regel mindestens 37,50 Euro, meist deutlich mehr. Mit 95 bis 98 Punkten werden "herausragende" außergewöhnliche Weine von höchster Harmonie, Eigenständigkeit, Vielschichtigkeit, Finesse und Eleganz prämiert, die für die Reife gemacht sind. Mit 90 bis 94 Punkte sind die Weine "Ausgezeichnet". Beeindruckend mit großer Komplexität und Tiefe, ausgeprägter Typizität und sehr gutem "Reifepotenzial. 88 und 89 Punkte steht für "Sehr gut", Weine mit Ausdruck und Charakter sowie einem guten Reifepotenzial, 84 bis 87 Punkte für "Gut" als ausgewogene, rebsortentypische Weine, deren Qualität deutlich über dem Durchschnitt liegt, während Weine unter 84 Punkten nicht im Buch erscheinen. Nur so können die Tester jedem der Weine im Guide eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

Durch die ganze Vielfalt der deutschen Weinlandschaft mit ihren unterschiedlichen Rebsorten, Weintypen, Stilistiken, Arbeitsweisen haben die Tester neben der persönlichen Handschrift des Winzers ein breites Spektrum zu berücksichtigen. Dabei haben sie sich bemüht die Betriebe und ihre Philosophie zu verstehen, auch wenn sie nicht der persönlichen Sicht entsprachen und so die vorgestellten Weine in diesem Kontext zu verkosten. Natürlich war nicht jeder der verkosteten Weine ein Genuss, aber die Tester konzentrierten sich konsequent am Positiven, Entdeckenswerten und Besonderen, das sie dem Leser mit auf den Weg geben. Die bunte Mischung von Verkostern aus Weinjournalisten, Sommeliers, Winzern und Gastronomen sorgt für ein lesbares Buch. Das ist auch gut so, denn Wein ist kein simples Produkt, sondern Genussmittel, Naturerzeugnis, Kulturgut, Lebenswerk. Als solches wollen die Autoren ihn und seine Macherinnen und Macher würdigen.

Gault Millau Weinguide Deutschland 2020, ZS Verlag, Broschur, 1088 Seiten, 978-3898839563, 39,99 Euro

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