Colombani, Der Zopf

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung. Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

In der Kaste der Unberührbaren, zu der Smita gehört, ist das Leben begrenzt. Tag für Tag muss sie die Toiletten in ihrem Dorf leeren, denn das ist ihr „Dharma“, ihre Pflicht. Ihre Tochter Lalita soll einmal ein besseres Leben führen und zur Schule gehen. Doch starre Hierarchien lassen sich nur schwer ändern und so will der Lehrer auch von ihrer Tochter Lalita von Anfang an, dass sie die Klasse putzt. Der entstehende Eklat ändert Smitas Leben nachhaltig. Neben Smita gehören auch zwei weitere Frauen zum Cast des spannenden Buches. Drei Kontinente, drei Leben - alle sind wie die Stränge eines Zopfes miteinander verflochten.

Mag sein, dass diese Idee etwas konstruiert wirkt, aber Colombani schreibt sehr kurzweilig, wie sich die Frauen dem ihnen zugewiesenen Schicksal widersetzen - zumindest versuchen sie es. Es sind ohne Zweifel starke Frauen, die viel Gefühl zeigen. Schnell fand das Buch nicht nur in Deutschland, sondern insgesamt in 28 Ländern Leser und soll verfilmt werden.

Die 43-jährige Laetitia Colombani stammt aus Bordeaux und lebt als Drehbuchautorin, Filmschauspielerin und Regisseurin (unter anderem von Wahnsinnig verliebt mit Audrey Tautou) heute in Paris. Nicht nur in ihrer Heimat stand ihr Roman schnell in der Bestsellerliste. Auch in Deutschland stand »Der Zopf« stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wird verfilmt.

Laetitia Colombani, Der Zopf, Fischer Verlag, Broschur, 288 Seiten, ISBN 978-3596701858, 11 Euro

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(c) Magazin Frankfurt, 2024