Child, Größenwahn

Im Moment scheinen die Titel des in Großbritannien geborenen Lee Child zu explodieren. Bekannt ist er für seine Romane, in deren Mittelpunkt der ehemalige US-Militärpolizist Jack Reacher steht. Schon zuvor begeisterten die Bücher Childs ihre Leser und wurden erreichen hohe Millionenauflagen in 100 Ländern. Die Hauptfigur Jack Reacher ist ein Mann mit ausgeprägtem Gerechtigkeitsgefühl, aufrecht und tough, ohne familiäre Bindungen, im Kampf gewalttätig und erbarmungslos. Den ersten Band schrieb er, als ihm klar wurde, dass sein Produzentenjob bei einem britischen TV-Sender aus Kostengründen enden würde. Das konnte ihm dann auch egal sein, denn schon dieser jetzt wieder verlegte Debütroman The Killing Floor („Größenwahn“) wurde sofort zum Erfolg. Seine inzwischen stark gewachsene Fangemeinde nennt sich selbst Reacher Creatures. Ein bisschen verrückt ist diese Begeisterung schon, denn besonders US-amerikanische Ultrakonservative sind seine Fans, obwohl sich Reacher auch für Unterprivilegierte mit der Forderung nach Gerechtigkeit um jeden Preis, selbst den der eigenen Existenz engagiert, ein Punkt, den diese Fans im wirklichen Leben meist einfach nicht verstehen können. Die Sprache Childs ist besonders in seinen ersten Bänden um Jack Reacher wenig literarisch, holzschnittartig, meist sehr knapp. Doch Erfahrung und die Arbeit der Verlagslektoren sorgen inzwischen für einen geschmeidigeren und leichter lesbar Schreibstil. In diesem Jahr erscheint in den USA, in die Child 1998 ausgewandert ist, sein 27. Buch. Zusammen mit seiner Frau Jane, mit der der67-jährige seit 1975 verheiratet ist, lebt er in New York State.

Das gewachsene Interesse an der Neuauflage des bereits 1997 erschienenen Erstlings könnte darin liegen, dass die Verlage den Start der großen Amazon Studio-Serie um Jack Reacher auf Amazon Prime unterstützen wollen, denn die erste Staffel basiert auf dem Erstling „Größenwahn“.

Es ist nicht die erste Jack Reacher-Verfilmung. Schon vor zehn Jahren kam der erste Film „Jack Reacher“ in die Kinos, der auf dem neunten Band der Serie „Sniper“ basierte. Neben Tom Cruise als Jack Reacher hatte der Autor darin einen Cameo-Auftritt als Polizist. Der ebenfalls mit Cruise verfilmte Nachfolger „Jack Reacher: Kein Weg zurück“, der 2016 in die Kinos kam, basiert auf dem 18. Jack Reacher-Krimi. Hier tritt Lee kurz als Flughafen-Mitarbeiter auf. In der Amazon-Serie wird die Rolle des Protogonisten übernommen von dem US-amerikanischen Model Alan Ritchson.

In „Größenwahn“ wird der Ex-Militärpolizist Jack Reacher wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat´, verhaftet und findet sich plötzlich inmitten einer tödlichen Verschwörung korrupter Polizisten, dubioser Geschäftsleute und intriganter Politiker wieder (braucht es diese Adjektive noch um die Berufsstände zu beschreiben?) und muss herausfinden, was im fiktionalen Margave in Georgia vor sich geht. Dort ist Reacher auf dem Weg von Tampa nach nirgendwo nämlich aus dem Bus gestiegen und findet sich wenige Stunden später im Gefängnis wieder. Statt einer schnellen Lösung hat der zuständige Detective Finley zwei große Probleme: einen Hauptverdächtigen (Reacher), der seine Unschuld beweisen kann, und das Geständnis eines Bankers, der die Tat nicht begangen hat … Jack Reacher greift ein, wenn andere wegschauen, und begeistert so seit Jahren Millionen von Lesern. Alle Bücher aus der Reacher-Serie können unabhängig voneinander gelesen werden.

Lee Child, Größenwahn, Blanvalet, Broschur, 544 Seiten, ISBN 978-3734112034, 11 Euro

(c) Magazin Frankfurt, 2024