Asserate, Manieren

"Der beste Kenner eines Landes und seiner Gesellschaft," schrieb einst der große Soziologe Georg Simmel, "ist der Fremde, der bleibt." Der Autor dieses Buches über Manieren, ein äthiopischer Prinz, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, ist ein solcher Fremder. Die europäischen Sitten in ihrer deutschen Spielart sagen mehr über uns, als wir, in unserem Mißtrauen gegen die Tradition, gemeinhin glauben. Über die Zähigkeit der Manieren kann man sich wundern, ärgern oder freuen. Radikale Demokraten betrachten sie als eine Art stillen Skandal, weil sie gegen das heilige Gebot der Gleichheit verstoßen. Andere verteidigen die Höflichkeit gegen ihre Verächter. Fest steht nur, dass sich Manieren nie einwandfrei begründen lassen; sie sind der leibhaftige Anachronismus. Und da kein Mensch und keine Gesellschaft mit sich selber gleichzeitig sein kann, lohnt es sich, intelligent mit ihnen umzugehen.

Es ist kein Anstandsbuch. Es liegt dem Autor fern, dem Leser Vorschriften zu machen. Doch die ungeschriebenen Regeln faßt er genau ins Auge. Ist der Handkuß peinlich? Kann man den Spießer loben? Sind Contenance und Diskretion Fremdwörter? Hatten auch die Kommunisten Manieren? Stirbt das Kompliment aus? Wie vulgär ist die Mode? Gibt es Damen und Herren, oder nur Männer und Frauen? Solche und hundert andere Fragen werden hier erörtert.

Der 67-jährige Unternehmensberater Asfa-Wossen Asserate ist Bestsellerautor und politischer Analyst. Der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, Urenkel der Kaiserin Menen Asfaw und Sohn des letzten Präsidenten des kaiserlichen Kronrates ist er Angehöriger des entthronten äthiopischen Kaiserhauses. Sein Buch über Manieren erschien bereits 2003. Das "grandiose, sprachmächtige Sittenbild unserer Zeit" (SZ) möchte dem Leser keine Vorschriften machen, doch ihm die ungeschriebenen Regeln unseres Umgangs miteinander vor Augen führen.

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(c) Magazin Frankfurt, 2024