Wein aus Graubünden
Vaduz
DER ETWAS ANDERE RHEINWEIN
Wein vom Rhein ist in Deutschland ausgesprochen beliebt. Kein Wunder, denn fast alle Weinbaugebiete Deutschlands – abgesehen von Saale-Unstrut und den Weinen aus dem Elbtal bei Dresden liegen am Rhein oder einem seiner Zuflüsse. Doch schon bevor der Rhein mit dem Bodensee in Deutschland ankommt und dann lange Zeit die Grenze zur Schweiz bildet oder sie bei Schaffhausen und Basel durchfließt, liegen an seinen Ufern lohnende Weinberge. |
Gerade einmal 20 Hektar Rebfläche pflegen vier verbliebene Winzerbetriebe. Kaum zu glauben, dass es vor 150 Jahren noch 550 Hektar waren. |
Bündner Herrschaft
ZU GAST IN DER BÜNDNER HERRSCHAFT
Nur ein paar Kilometer südlich von Liechtensteins Hauptstadt Vaduz liegt mit der Bündner Herrschaft eines der spannendsten Weinbaugebiete der Schweiz. Zwar ist es das letzte der Schweizer Anbaugebiete, die wir auf dem Weg in Richtung Rheinquelle durchqueren, denn schon bei Schaffhausen haben wir mit dem Blauburgunderland ein Weinbaugebiet mit einer reichen Geschichte. Schon die Römer dürften dort Reben gepflanzt haben. Eine Tradition, die von den Klöstern neu belebt wurde, da diese den Wein für die heilige Messe benötigten. Ende des 16. Jahrhunderts gab es dort rund 1.000 Hektar Reben – doppelt so viel wie heute und über den Rhein florierte auch dessen Export. |
Zuvor war Klara übrigens gegenüber auf der anderen Rheinseite im noblen Urlaubsort Bad Ragaz, der schon im 19. Jahrhundert mit dem Palais Hof Ragaz Bedeutung erlangte, nachdem das heilsame Quellwasser aus Bad Pfäfers in der Taminaschlucht dorthin geleitet wurde und den Ort zum Kurort machte, der inzwischen weltweit auch durch die Äbtestube des Grand Hotels Wellness-Touristen aus aller Welt anzieht. |
Schloss Reichenau
BESUCH BEI GIAN-BATTISTA VON TSCHARNER
Die Tscharners sind eine alte Bündner Patrizierfamilie, der Gian-Battista als Familienoberhaupt vorsteht. Im Schloss hängt eine Karikatur des Mannes mit der wilden Haarpracht und den lebendigen Augen, die immer hin und her springen, die ihn als Hofnarr darstellt. So sieht sich der Winzer auch selbst. Aufgewachsen in Maienfeld war er im Sommer oft in Ferien auf Schloss Reichenau, wo er seit 1975 lebt und es zusammen mit seiner Mutter Ursula renovierte. Wein wächst dort am Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein nicht, aber in Jenins konnte er in den Jahren danach einen Weinbaubetrieb auf- und ausbauen. Den Schlosskeller baute er zu einer modernen Weinkellerei um, in dem er zusammen mit seinem Sohn Johann-Baptista die Bündner Weine keltert. |
Acht Monate blieb der künftige Monarch auf dem Schloss, dann fürchtete er seine Enttarnung und reiste weiter. |
Caminada Gericht - Bündner Lamm
ERSTE ADRESSE FÜR GOURMETS: SCHLOSS SCHAUENSTEIN
Der Hinterrhein fließt vor seiner Vereinigung mit dem Vorderrhein bei Schloss Reichenau in Richtung Süden. Nach wenigen Kilometern liegt Schloss Schauenstein malerisch über dem Fluss. Das Schloss hat Andreas Caminada vor 15 Jahren für seine Genuss Werkstatt gepachtet. Der 41-jährige Bündner wurde für sein dortiges Restaurant mit drei Michelin-Sternen und 19 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet und rangiert seit Jahren ununterbrochen unter „The World's 50 Best Restaurants“. In Sachen Wein steht ihm dort mit der jungen Deutschen Anna-Lena Junge die nach Gault-Millau Schweiz derzeit beste Sommelière des Landes zur Seite. Unter den 900 Weinen auf ihrer Weinkarte findet sich eine immense Auswahl aus der Bündner Herrschaft. Hier hat man eine gute Chance die Weine von Daniel und Martha Gantenbein zu bekommen, die im eigenen Gantenbein-Keller eingelagert sind. |
Aber auch andere Weine ohne viel Schnickschnack finden sich in ihrem Angebot. Wenn sie nicht im Restaurant ist, findet man sie meist unterwegs in den Weinbaugebieten der Welt, wo sie nicht das Bekannte und Vertraute, sondern spannende kleinere Betriebe sucht, die passende Weine für die Küche Caminadas keltern. |
(c) Magazin Frankfurt, 2024